Rekordanstieg bei US-Arbeitslosenhilfe

Gut 6,6 Millionen neue Anträge binnen einer Woche

Rekordanstieg bei US-Arbeitslosenhilfe

det Washington – Die Coronavirus-Pandemie hinterlässt am US-Arbeitsmarkt Spuren der Verwüstung. Wie das Bureau of Labor Statistics (BLS) des Arbeitsministeriums berichtete, schossen die Erstanträge auf Arbeitslosengeld vergangene Woche erneut in die Höhe und erreichten 6,65 Millionen, der höchste Stand, der jemals gemessen wurde. Erwartet hatten Bankvolkswirte einen Wert um 3,1 Millionen.Die Zahl für die vorletzte Woche wurde um 24 000 auf 3,31 Millionen nach oben korrigiert. Damit haben allein in den letzten zwei Wochen fast zehn Millionen Amerikaner im erwerbsfähigen Alter staatliche Unterstützung beantragt. Der aussagekräftigere Vierwochenschnitt kletterte um mehr als 1,6 Millionen auf 2,61 Millionen und wird nach übereinstimmender Schätzung von Experten weiter steigen. Wie Daniel Zhao, Volkswirt beim Arbeitsmarktdienstleister Glassdoor.com feststellt, “haben sich damit binnen weniger Wochen über vier Jahre aufgebaute Jobs in Luft aufgelöst”. Dabei glaubt Liz Ann Sonders, Investmentstrategin beim Wertpapierhaus Charles Schwab, dass die Statistik aller Wahrscheinlichkeit nicht einmal das wahre Ausmaß des Schadens am Arbeitsmarkt widerspiegelt. Zahlen werden weiter steigenDie Anträge werden nämlich von den einzelnen Staaten bearbeitet und aus deren Kassen bestritten. Sonders ist überzeugt, dass die Systeme für die Bearbeitung von Online-Anträgen und die Entgegennahme von Anrufen überlastet sind. Sobald sich die Wogen geglättet haben “ist anzunehmen, dass wir noch schlimmere Zahlen sehen werden”, sagte Sonders.Der historische Vergleich unterstreicht, wie verheerend die Auswirkungen der Pandemie auf den Arbeitsmarkt sind. Unmittelbar nach der Weltrezession erreichten die Erstanträge im März 2009 den Stand von 665 000. Vor den Zahlen der letzten beiden Wochen hatte der höchste Wert in der Geschichte 1982 bei 695 000 gelegen.Trotz der Rekordzahlen ist für die meisten Arbeitslosen zumindest vorübergehende finanzielle Entlastung in Sicht. Über die Arbeitslosenversicherung hinaus können sie ab kommender Woche mit zusätzlicher Hilfe vom Staat rechnen. Das vergangene Woche verabschiedete Konjunkturpaket sieht für Erwerbslose, deren jährliches Haushaltseinkommen 150 000 Dollar nicht übersteigt, vier Monate lang Zahlungen von 600 Dollar pro Woche vor. Einige Republikaner hatten sich gegen diesen Passus gestemmt, weil dadurch viele Empfänger Hilfsleistungen erhalten würden, die ihr normales Einkommen übersteigen. Im Kongress ist ein weiteres Konjunkturgesetz in Vorbereitung, welches bis zum 20. April verabschiedet werden soll.Die Aufmerksamkeit der Märkte wird am Freitag dem März Arbeitsmarktbericht der Regierung gelten, der heute veröffentlicht wird. Volkswirte rechnen mit einem deutlichen Anstieg von jenen 3,5 %, die das BLS bei der Erwerbslosenquote für Februar ermittelt hatte. Da das Virus im März erst in der zweiten Monatshälfte voll auf den Arbeitsmarkt durchgeschlagen hatte, dürfte die Quote dennoch geringer ausfallen als dann im April. Das Investmentunternehmen Goldman Sachs erwartet im zweiten Quartal einen Anstieg der Arbeitslosenquote auf 15 % und einen Rückgang des annualisierten Bruttoinlandsprodukts (BIP) um 34 %. Im dritten Quartal sei dann aber ein steiler Aufschwung zu erwarten. Dann prognostiziert Goldman Sachs einen annualisierten Anstieg der Wirtschaftsleistung von 19 %.