Rentenkasse entlastet die Wirtschaft

Beitragssatz sinkt 2018 auf 18,6 Prozent

Rentenkasse entlastet die Wirtschaft

wf Berlin – Der Beitrag zur gesetzlichen Rentenversicherung sinkt im kommenden Jahr um einen Zehntel Prozentpunkt auf 18,6 %. Dies beschloss das Bundeskabinett in Berlin. Beschäftigte und Arbeitgeber werden damit von 2018 an um 1,2 Mrd. Euro pro Jahr entlastet, sagte Regierungssprecher Steffen Seibert vor der Presse in Berlin. Beide Seiten profitieren davon je zur Hälfte. Die Beiträge sind paritätisch finanziert. Arbeitgeberpräsident Ingo Kramer sprach in Berlin von einer “sehr guten Nachricht für Beschäftigte und Unternehmen”.Auch der Bundeszuschuss zur gesetzlichen Rentenversicherung sinkt: um 320 Mill. Euro im kommenden Jahr. Der Zuschuss ist an die Beitragsentwicklung gebunden. Einer Sprecherin des Bundessozialministeriums zufolge ist im Entwurf des Bundeshaushalts 2018 noch der höhere Betrag eingeplant, da die Kalkulation auf der Renten- und Steuerschätzung von April/Mai 2017 beruht. Hintergrund der Beitragssenkung ist die gute finanzielle Lage der Rentenversicherung. Die hohe Beschäftigung mit vielen Beitragszahlern füllt die Kassen. Steigt die sogenannte Nachhaltigkeitsreserve auf mehr als das 1,5-Fache der Monatsausgaben, dann wird der Beitrag dem Gesetz zufolge gesenkt.Arbeitgeberpräsident Kramer mahnte die Parteien in Berlin, die Regierungsbildung zu beschleunigen. Die Beitragssenkung sei nicht der Politik zu verdanken, sondern der guten Konjunktur, den Unternehmen und Mitarbeitern. “Die Senkung des Beitragssatzes ist kein Naturgesetz, sondern Ausdruck einer hohen Beschäftigungsquote”, hielt Kramer fest. “Auch daher brauchen wir schnell eine handlungsfähige Regierung, die alle Beschäftigungspotenziale aktiviert und die Weichen für Wachstum und Wettbewerbsfähigkeit stellt.” Allein auf den wirtschaftlichen Aufschwung zu bauen, reiche nicht aus. Eine langfristig bezahlbare Rente sei nur zu erreichen, wenn die Zahl von rund 45 Millionen Erwerbstätigen gesichert werde.Mit der Entscheidung über den Beitragssatz billigte das Kabinett auch den Rentenversicherungsbericht. Demnach bleibt der Beitragssatz bis 2022 unverändert bei 18,6 % und steigt anschließend wieder schrittweise: über 20,1 % im Jahr 2025 bis auf 21,6 % im Jahr 2030. Im Jahr 2031 beträgt der Beitragssatz 21,9 %. Die gesetzlichen Vorgaben, nach denen die Beiträge bis 2020 den Satz von 20 % und bis 2030 den Satz von 22 % nicht übersteigen sollen, seien damit erfüllt, sagte Seibert.Der Kronberger Kreis der Ökonomen Lars P. Feld, Clemens Fuest, Justus Haucap, Heike Schweitzer, Volker Wieland und Berthold Wigger forderte am Mittwoch eine Dynamisierung des Renteneintrittsalters, um die Rente stabil zu halten. Der Sachverständigenrat für Wirtschaft hatte jüngst für ein flexibles Renteneintrittsalter plädiert und vor Zusatzbelastungen etwa durch neue Versprechen für eine Mütterrente gewarnt. Der demografische Wandel werde sich im kommenden Jahrzehnt mit dem Einritt der geburtenstarken 1960er-Jahrgänge ins Rentenalter beschleunigen.