Automatisierung der Produktion

Roboter füllen die Fachkräftelücke aus

Roboter halten in immer mehr Sektoren Einzug, weil sie immer schlauer, anpassungsfähiger und nutzbringender werden. China führt den Markt an. Deutschland aber kann mithalten und ist gleichzeitig gefordert: wegen Fachkräftemangel und hoher Standortkosten.

Roboter füllen die Fachkräftelücke aus

Roboter springen in die Fachkräftelücke

Automatisierung auch hochkomplexer Prozesse möglich – China führt Weltmarkt an

lz Frankfurt

Der Markt für Industrieroboter wird mit weitem Abstand von China angeführt. Im vergangenen Jahr wurden im Land 276.288 Aggregate in Betrieb genommen. Dies sind 51% aller globalen Installationen, zeigt die neue Statistik des Branchenverbands Federation of Robotics (IFR). Weltweit kletterte der Bestand um 10% auf 4,28 Millionen Roboter. IFR-Präsidentin Marina Bill spricht von einem „historischen Höchststand“. Ein immer größerer Teil der Produktion werde inzwischen automatisiert.

Etwa die Hälfte der Roboter-Einheiten, die China im vergangenen Jahr installiert hat, stellen chinesische Firmen selbst her; sie müssen die Technologie nicht mehr importieren und drängen nun sogar zunehmend in den Export. Andere traditionelle Hersteller aus den etablierten Industrieländern werden so weiter zurückgedrängt.

Lieferketten sichern

Im laufenden Jahr wird der Verbandsprognose zufolge die Entwicklung allerdings konjunkturbedingt etwas abbremsen. Erst 2025 dürfte sich das Wachstum wieder beschleunigen, erwartet der IFR. Angesichts von neuartigen Robotern, die mit künstlicher Intelligenz (KI) ausgestattet seien, kollaborierenden Robotern (Cobots), die Arbeitnehmern quasi „zur Hand“ gehen und zunehmend auch im medizinischen Bereich eingesetzt werden, Transportrobotern, die allerlei Tätigkeiten bis hin zur Beladung von Lkw bewerkstelligen, und humanoiden Robotern, die in vielen Dienstleistungsberufen völlig neue Nutzungsmöglichkeiten finden, gebe es „keine Anzeichen dafür, dass der langfristige Wachstumstrend in naher Zukunft enden wird“. Und für kleine, konsumnahe Produkte wachse der Markt rasant.

Ein Teil der hohen Nachfrage nach Robotern ist zum einen der Rückholung von Fertigung in die Heimatmärkte von Unternehmen in den Industrieländern geschuldet, um die Lieferketten breiter anzulegen. Damit sollen die höheren Standortkosten ausgeglichen werden. Zum anderen erzwingt der Fachkräftemangel den Einsatz von Robotern auf immer neuen Anwendungsgebieten. Letztlich, so der IFR, würden vor diesem Hintergrund auch immer mehr kleine und mittlere Betriebe auf diese Technologie setzen.

Deutscher Rekord

Die deutsche Wirtschaft hat im vergangenen Jahr 28.355 neue Industrieroboter installiert und damit einen Rekord aufgestellt. Der Absatz stieg binnen Jahresfrist um 7%. Der Bestand erreichte den europäischen Spitzenwert von 269.427 Einheiten. „Deutschland ist der größte Markt für Industrieroboter in Europa“, sagte IFR-Chefin Bill. Etwa jede dritte Einheit in Europa wurde 2023 von der deutschen Wirtschaft installiert. Im Trend hängt Deutschland allerdings anderen Ländern und Wirtschaftsräumen hinterher. Der Absatz in Europa kletterte mit 9% auf 92.393 Industrieroboter, in Großbritannien wegen Steuernachlässen sogar um kräftige 51%. Indien ist eines der wirtschaftlich am schnellsten wachsenden Schwellenländer − hier gab es sogar einen Anstieg um 59% auf 8.510 Einheiten, angetrieben durch die Nachfrage der Autobranche.

Autoindustrie größer Abnehmer

Auch in der deutschen Autoindustrie stieg der Absatz von Industrierobotern 2023 kräftig um 29% auf 9.190. Die metallverarbeitende Industrie installierte 4.916 Einheiten (plus 16%). Es folgten die chemische und die Kunststoffindustrie mit 1.832 sowie die Elektro-/Elektronikindustrie mit 1.746 Einheiten.

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