Roboter helfen China aus der Demografiefalle
Roboter helfen aus der Demografiefalle
Peking will die Automatisierung beschleunigen – Folgen der Ein-Kind-Politik als Beweggrund
lz Frankfurt
Ähnlich wie Japan und Deutschland in den Jahrzehnten zuvor setzt nun auch China noch stärker auf den Einsatz von Robotern. Und die Beweggründe sind denen der beiden Vorreiter-Länder ähnlich: Mit Robotern eine höhere Produktivität erreichen und einen Ausgleich schaffen für die niedrige Geburtenrate und die schrumpfende Erwerbspersonenzahl. Auf der dritten Plenarsitzung des Zentralkomitees der Kommunistischen Partei Chinas wurden diesbezüglich die Weichen neu gestellt: Peking will Roboter mehr denn je als Wachstumsmotor einsetzen, um sich auf die neue Runde der industriellen Transformation einzustellen, betont die International Federation of Robotics (IFR).
Größter Robotermarkt
Das Land ist bereits jetzt der mit Abstand größte Robotermarkt weltweit. IFR-Präsidentin Marina Bill spricht von einer „außergewöhnlichen Entwicklung“. Der operative Roboterbestand Chinas habe vor zwei Jahren die Marke von 1,5 Millionen überschritten – „ein internationaler Rekord“. Mit der Installation von weiteren 290.258 Industrierobotern im Jahr 2022 sei der Weltmarktanteil Chinas inzwischen auf 52 % gestiegen.
Bislang hat die wachsende Automobilindustrie die Nachfrage angekurbelt, und seither wird der Siegeszug der Robotik von anderen Branchen fortgeführt. Bereits seit 2016 hat die Elektro- und Elektronikindustrie die Automobilindustrie als Hauptabnehmer und Wachstumstreiber für Industrieroboter in China abgelöst. Und auch weitere Branchen erweitern darüber hinaus ihre Kapazitäten mithilfe fortschrittlicher Automatisierungstechnik.
Inzwischen geht China sogar selber als Exporteur von Robotertechnik erste Schritte. „Auf der Suche nach neuen Märkten zieht es chinesische Roboterfirmen dorthin, wo es eine Nachfrage nach Automatisierungsprodukten gibt – so wie jedes andere Unternehmen auch“, sagt Xiaogang Song, Geschäftsführer und Generalsekretär der China Robot Industry Alliance (CRIA).
Höhere Produktivität
Die schiere Zahl neuer Roboter in der Fertigung sagt aber noch nichts darüber aus, wie stark die Wirtschaft insgesamt automatisiert ist. Nach wie vor weisen Südkorea, Singapur, Deutschland und Japan die höchste Roboterdichte auf. Zumindest für Südkorea, Japan und Deutschland ist ein Beweggrund, die hohen Lohnkosten über eine besonders hohe Produktivität auszugleichen; und schließlich auch die schrumpfende Erwerbspersonenzahl zu kompensieren.
Auch die Entwicklung der künstlichen Intelligenz (KI) wird vielfach unter diesem Aspekt betrachtet, weil auch damit der Arbeitskräftemangel in vielen Jobs aufgefangen werden kann, weil manche Tätigkeiten künftig die KI – oder KI-gesteuerte Roboter – übernehmen können. China hat wegen der Folgen seiner langjährigen Ein-Kind-Politik ein ähnliches Interesse, weil die Wirtschaft noch schneller als anderswo auf eine Demografiefalle zusteuert, was die Zahl der Erwerbstätigen und das Wachstum sinken lässt.