LAGE UND PERSPEKTIVEN DER WELTWIRTSCHAFT

Robuster Aufschwung - mit Risiken

Weltwirtschaft mit starkem Wachstum - Folgen des Handelsstreits noch begrenzt - Angst vor Eskalation

Robuster Aufschwung - mit Risiken

Die Weltwirtschaft wächst weiter recht robust. Zugleich gibt es viele Sorgen: Die Unsicherheit über den Ausblick ist groß, die Risiken nehmen merklich zu. Wie also ist es bestellt um die Lage und die Perspektiven der Weltwirtschaft? Dazu Analysen zu den weltgrößten Wirtschaftsregionen.Von Mark Schrörs, FrankfurtFür die Weltwirtschaft war 2017 ein goldenes Jahr. Das globale Wachstum war so stark wie seit Jahren nicht – vor allem aber verlief der Aufschwung weltweit praktisch synchron wie nur selten überhaupt. 2018 kann damit nicht mithalten: Speziell zu Jahresbeginn gab es in einigen Regionen durchaus Enttäuschungen und die Risiken nehmen zu – nicht zuletzt durch den Handelsstreit zwischen den USA und China. Die Industrieländerorganisation OECD spricht von einer aktuell “hohen Unsicherheit” für den Ausblick. Wie geht es also weiter?Für das laufende und das nächste Jahr deuten die Prognosen der meisten Experten auf einen anhaltenden Wachstumstrend hin. Die OECD hat jetzt zwar ihre Wachstumsprognose leicht gesenkt, erwartet aber für 2018 und 2019 immer noch 3,7 % globales Wachstum – nach 3,6 % im Jahr 2017. Das ist auch im langfristigen Vergleich aller Ehren wert. Der Internationale Währungsfonds (IWF) hatte im Juli sogar je 3,9 % Plus vorausgesagt – gegenüber 3,7 % im Vorjahr. Im Oktober legt der Fonds neue Prognosen vor. Diese könnten auch ein wenig niedriger ausfallen. Sie dürften aber weiter einen robusten Aufschwung signalisieren.Tatsächlich spricht einiges für eine anhaltend gute Entwicklung. Dazu gehört die Tatsache, dass die Leitzinsen weltweit immer noch recht niedrig und mithin die globalen Finanzierungsbedingungen weiter sehr günstig sind. Die lockeren Finanzierungskonditionen waren in den vergangenen Jahren ein, wenn nicht der zentrale Treiber des Aufschwungs. Die wichtigsten Zentralbanken normalisieren zwar allmählich ihre Geldpolitik, aber sie agieren sehr vorsichtig.Positive Impulse dürften kurzfristig auch von der Fiskalpolitik kommen. Am augenscheinlichsten ist das in den USA, aber auch im Euroraum ist sie längst leicht expansiv. Positiv ist zudem der Rückgang der Arbeitslosigkeit in vielen Ländern. Das führt langsam auch zu stärker anziehenden Löhnen – nicht nur in den USA – und stützt den Konsum. Da viele Volkswirtschaften an ihre Kapazitätsgrenze stoßen, ist zudem die Hoffnung berechtigt, dass die Investitionen zunehmen – was auch zu einem Produktivitätszuwachs führen sollte. Setzt sich die positive Entwicklung fort, wäre der Aufschwung einer der längsten der Nachkriegszeit. Risiko Verschuldung Allerdings ist nicht alles Gold, was glänzt. Die ultralockere Geldpolitik etwa, die den Aufschwung wesentlich treibt, hat gefährliche Nebenwirkungen. Tatsächlich ist etwa die globale Verschuldung heute noch höher als vor Ausbruch der Weltfinanzkrise 2008 – was rasch zum Problem werden kann. Zudem drohen zunehmende Gefahren für die Finanzstabilität.Das Risiko Nummer 1 für die Weltwirtschaft sind aktuell aber sicher die Handelskonflikte. Die direkten Folgen der bis dato verhängten Zölle für die Weltwirtschaft sind nach verbreiteter Einschätzung bislang zwar gering. Das kann sich bei einer weiteren Eskalation aber schnell ändern. Zudem drohen schon jetzt Vertrauensverluste bei den Wirtschaftsakteuren. Vor allem aber ist es so, dass die potenziellen mittel- und langfristigen Schäden in Modellen kaum abschätzbar sind – etwa mit Blick auf die globalen Wertschöpfungsketten.Zuletzt haben sich die Turbulenzen in Ländern wie der Türkei oder Argentinien in die Liste der Risiken eingefügt. Bislang aber spricht vieles dafür, dass es nicht zu einer breiten Schwellenländerkrise kommen wird. Dann sollten auch die Folgen für die Weltwirtschaft begrenzt bleiben.Der wahre Lackmustest könnte für die Weltwirtschaft aber nach dem verbreiteten Prognosehorizont von zwei Jahren drohen: Für 2020 warnt so mancher Experte vor einer Rezession in den USA – wenn der aktuelle Fiskalimpuls ausläuft und die steigenden Zinsen stärker durchschlagen. Das würde an der Weltwirtschaft kaum spürbar vorbeigehen.