Rufe nach härterer Gangart gegen Corona nehmen zu
sp/ms Berlin/Frankfurt – Im Streit über die angemessene Reaktion im Kampf gegen die Corona-Pandemie mehren sich die Forderungen nach härteren Maßnahmen. Unmittelbar vor den heutigen Beratungen der Ministerpräsidenten mit Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) sagte Vize-Kanzler Olaf Scholz (SPD), Deutschland müsse sich darauf vorbereiten, mit Coronavirus-Mutationen umzugehen. Auch bei unsicherer Datenlage müssten mutige Entscheidungen getroffen werden. Der Finanzminister sprach sich für eine Verlängerung des Lockdowns um zwei Wochen bis Mitte Februar aus. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) befürwortete ebenfalls eine Verlängerung des Lockdowns und nannte unter anderem Ausgangssperren sowie eine FFP2-Maskenpflicht im öffentlichen Nahverkehr als mögliche neue Maßnahmen.Arbeitgeber und Gewerkschaften haben vor einem Zwangsstillstand in den Betrieben gewarnt. “Wenn von manchen nun über die totale Schließung, also die Unterbindung jeglicher Wirtschaftsabläufe nachgedacht wird, zeigt das eine gewisse Entfremdung von der Realität in den industriellen Lieferketten”, sagte Rainer Dulger, Präsident der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände. Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow (Die Linke) und der SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach haben einen Lockdown der Industrie ins Gespräch gebracht.Die Bundesbank warnte gestern vor einem möglichen “spürbaren Rückschlag” für die deutsche Wirtschaft, sollte das Infektionsgeschehen nicht erheblich nachlassen und die Beschränkungen der Wirtschaftstätigkeit länger anhalten oder sogar noch weiter verschärft werden. Die bisherigen Maßnahmen dagegen dürften die Erholung in der größten Euro-Volkswirtschaft “nicht allzu weit zurückwerfen”. Am Donnerstag berät die Europäische Zentralbank (EZB) erstmals im neuen Jahr über die Lage der Euro-Wirtschaft und den geldpolitischen Kurs.Unterdessen scheint sich die Wirtschaft in China, wo das Virus zuerst aufgetaucht war und das mit sehr rigiden Maßnahmen reagiert hatte, fast vollends von der Coronakrise erholt zu haben. Im vierten Quartal legte das Bruttoinlandsprodukt (BIP) gegenüber dem Vorjahr um 6,5 % zu, wie gestern bekannt wurde. – Nebenstehender Kommentar Bericht Seite 4 Schwerpunkt Seite 5