Russland fördert Rekordmengen an Erdöl

Steuerprivilegien für die Erschließung neuer Lager

Russland fördert Rekordmengen an Erdöl

est Moskau – Mit dem Appell an das Wirtschaftsministerium, den russischen Ölexport binnen fünf Jahren sukzessive auf null zurückzufahren, um so den Druck für nötige Wirtschaftsreformen aufzubauen, stand der oppositionelle russische Abgeordnete Oleg Pacholkow am Freitag ziemlich isoliert da. Der Rest der Entscheidungsträger nämlich sieht kurzfristig trotz des niedrigen Ölpreises nur in möglichst viel Produktion und Export von Öl einen Ausweg aus der Rezession.So kommt es, dass Russland seine Hähne für die Ölförderung bis zum Anschlag aufgedreht hat. Im Januar wurde mit 46 Mill. Tonnen Öl so viel aus dem Boden geholt wie seit dem Ende der Sowjetunion nicht mehr. Schon 2015 war ein postsowjetischer Förderhöchstwert von 534 Mill. Tonnen erzielt worden. Auch der Export legte im Vorjahr um 9 % auf 229,6 Mill. Tonnen zu. Laut Sergej Andronow, Vizechef des Öltransportmonopolisten Transneft, wird er 2016 aber um 6,4 % auf 215,8 Mill. Tonnen zurückgehen. Hingegen prophezeit Energieminister Alexandr Nowak eine leichte Steigerung.Dass man durch die Maximalproduktion die von den Saudis herbeigeführte Preismisere mit verstärkt, weiß man in Moskau sehr wohl. Nicht zufällig tauchten jüngst diverse Signale auf, zu einer mit anderen Ölstaaten koordinierten Aktion zur Preisstabilisierung beizutragen. Am Ende freilich erwiesen sich die Aussagen als widersprüchlich. Und sie werden offenbar nicht ganz ernst genommen. Russland und die Staaten der Öl exportierenden Länder (Opec) werden sich wohl kaum auf eine Produktionskürzung im Interesse der Preisstabilisierung einigen, meinte Robert Dudley, Chef des Öl- und Gaskonzerns BP, dieser Tage.In Russland herrscht die Meinung vor, dass bei einem anhaltend niedrigen Preis die Investitionen in die Förderung und damit die Förderung selbst schon 2016 sinken werden. Wie zwei Informationsquellen aus Ölkonzernen in der Zeitung “Wedomosti” meinten, wollten Staatsvertreter dieser Entwicklung mit Erklärungen über absichtliche Förderkürzungen zuvorkommen und so den Preis treiben.Russland steht vor dem Problem, dass der natürliche Rückgang der Förderung derzeit 5 bis 6 % pro Jahr beträgt, wenn nicht neue Quellen angezapft werden, sagt Maxim Moschkow, Analyst bei der Großbank UBS: In den reifen Feldern Westsibiriens betrage der Rückgang sogar mehr als 10 %. Allerdings wird 2016 die Förderung in einigen Großlagerstätten in Betrieb genommen. Durch sie werde die Produktion 2016 um 9 bis 10 Mill. Tonnen steigen, so Moschkow: Da die neuen Lagerstätten Steuerprivilegien genössen, sei es wenig wahrscheinlich, dass die Konzerne die Inbetriebnahme hinauszögern würden.