Russlands Zentralbank überrascht

Zinsen auf 7,75 Prozent gesenkt - Niedrige Inflation macht es möglich

Russlands Zentralbank überrascht

est Moskau – Nachdem die USA zur Wochenmitte ihren Leitzins angehoben und die EU den ihrigen auf Rekordtief belassen hatte, hat gestern die russische Zentralbank unerwarteten Mut gezeigt. Im sechsten Zinsschritt dieses Jahres haben die Währungshüter den Schlüsselzins um einen halben Prozentpunkt auf 7,75 % gesenkt. Beobachter hatten mit einem Viertelprozentpunkt gerechnet. Offenbar war auch die Zentralbank bis zum Schluss uneinig gewesen, weil diesmal keinerlei Andeutung über die Entscheidung vorab nach außen gedrungen war.Hintergrund für den Schritt ist der Erfolg in der Bekämpfung der Inflation, die sich auf historischen Tiefstständen befindet. So liegt die Jahresteuerungsrate im November bei 2,5 %. Zielwert der Zentralbank sind 4 %. Grund für die niedrige Inflation ist unter anderem die Aufwertung des Rubels und die gute Ernte, die aus Mangel an Lagern auf den Markt geworfen wurde. Positiver Blick auf 2018Für die Zentralbank ausschlaggebend war jedoch, dass sich ihr Blick auf die Situation der Wirtschaft 2018 geändert hat, wie Zentralbank-Chefin Elvira Nabiullina gestern erklärte. Konkret würde die Einigung der Opec und ihrer Verbündeten auf eine Verlängerung der Ölförderkürzungen die Ungewissheit beim Ölpreis verringern, was die Inflationsrisiken von dieser Seite wesentlich verringere.Der steigende Ölpreis verschafft Russlands Wirtschaft, die seit diesem Jahr wieder wächst, tatsächlich wieder Luft, wie sich in letzter Zeit zeigte. Auch seitens der Präsidentenwahlen, die am Freitag für den 18. März 2018 fixiert wurden, drohen keine Unwägbarkeiten. Hauptrisiko für 2018 sei die Möglichkeit, dass die USA mit ihrem Sanktionspaket ein Verbot zum Kauf russischer Staatsanleihen erlassen, schrieb die Bank of America soeben.Die Zentralbank erwartet nun für 2018 ein Wirtschaftswachstum von 1,5 bis 2 %. Die Stimmung unter den Produzenten sei relativ gut, und wenn die Löhne erhöht würden, ziehe auch die Binnennachfrage an. Dazu käme Unterstützung durch das Wachstum der Weltwirtschaft.Die Regierung hatte die Zentralbank im Herbst dafür gerügt, dass sie den Schlüsselzins nicht schneller absenkt. Für die erste Hälfte 2018 haben die Währungshüter einen weiteren möglichen Zinsschritt in Aussicht gestellt. Es werde bei kleinen Schritten bleiben, wobei man am Ziel festhalte, in ein, zwei Jahren auf einem Niveau von 6 % bis 7 % zu sein, so Nabiullina.