S & P setzt Brasilien auf Ramschniveau herab

Finanzminister kündigt Einsparungen an - Anleger befürchten weitere Herabstufungen durch Fitch und Moody's

S & P setzt Brasilien auf Ramschniveau herab

Die Wirtschaftsmacht Brasilien muss einen herben Rückschlag verkraften. Wegen der Konjunkturkrise stufte Standard & Poor’s die Kreditwürdigkeit des Schwellenlandes wieder auf Ramschniveau herab.Reuters Rio de Janeiro – Als erste Ratingagentur hat Standard & Poor’s (S & P) Brasilien das Gütesiegel “Investment Grade” abgesprochen. S & P senkte die Bonitätsnote um eine Stufe auf “BB+” von “BBB-“. Mit der Ramscheinstufung wird nun vor spekulativen Investments gewarnt. Je schlechter die konkrete Note in diesem Bereich ist, desto wahrscheinlicher sind Ausfälle. Viele Anleger und Fonds meiden sogenannte Ramschanlagen.An den Finanzmärkten wird nun befürchtet, dass die anderen Agenturen Moody’s und Fitch nachziehen könnten. Der Dollar wertete am Donnerstag gegenüber dem brasilianischen Real um 3,7 % auf, der größte Kurssprung seit zwei Jahren. An der Börse in Sao Paolo ging es bergab.S & P begründete den Schritt mit verstärkten politischen Herausforderungen, vor denen Präsidentin Dilma Rousseff stehe. Sie versucht derzeit, die von einem Korruptionsskandal erschütterte größte Volkswirtschaft Lateinamerikas aus der schwersten Rezession seit einem Vierteljahrhundert zu führen.Für Regierung und Unternehmen in Brasilien dürften sich neue Kredite nun verteuern, da Geldgeber oft für ein schlechteres Rating einen höheren Risikoaufschlag verlangen. Das könnte vor allem den krisengeschüttelten Öl-Riesen Petrobras treffen, der einen Schuldenberg von 140 Mrd. Dollar vor sich herschiebt. Investoren gehen davon aus, dass die Herabstufung kurz- und mittelfristig negative Auswirkungen haben wird. “Das könnte womöglich das Ende einer Ära markieren, in der sich Regierung und Unternehmen im großen Stil billig Geld leihen konnten”, sagte Fondsmanager Alexandre Pavan Povoa von der Vermögensverwaltung Canepa Asset Management. Petrobras-Aktien stürzten um 4,5 % ab. Der brasilianische Leitindex gab mehr als 1 % nach. Primärüberschuss im VisierBrasiliens Finanzminister Joaquim Levy erklärte kurz nach der S & P-Mitteilung, die Regierung werde in den kommenden Wochen dem Kongress Einsparvorschläge unterbreiten, um im Haushalt 2016 einen sogenannten Primärüberschuss zu erreichen. Zinszahlungen werden dabei ausgeklammert. Rousseff hatte noch im August ein Defizit angekündigt.Brasilien hat lange von einem Rohstoff-Boom profitiert und auch deswegen 2008 das “Investment Grade”-Siegel bekommen. Es war damals eine Bestätigung für den rasanten wirtschaftlichen Aufstieg des Landes. Mittlerweile schrumpft die Wirtschaft aber. Wegen des Bestechungsskandals bei Petrobras stehen viele Infrastruktur-Projekte still. Zudem schwächelt China als Hauptabnehmer der Rohstoffe.Die brasilianische Währung hat dieses Jahr bereits ein Drittel ihres Werts verloren, und die Inflation ist mit fast 10 % ein Problem für viele Brasilianer. Massenproteste gegen die Regierung sind die Folge.