Scheidungskosten einmal anders

Denkfabrik Civitas listet mehr als 1 Bill. Euro auf, die Großbritannien der EU in Rechnung stellen könnte

Scheidungskosten einmal anders

Die britische Denkfabrik Civitas hat sich angesichts der möglichen Forderungen aus Brüssel an das Vereinigte Königreich einmal die Mühe gemacht, aufzulisten, was Großbritannien der EU so alles in Rechnung stellen könnte. Sie kommt in der originellen Aufstellung auf mehr als 1 Bill. Euro.Von Andreas Hippin, LondonDie britische Denkfabrik Civitas hat unter dem Eindruck der möglichen Kosten des EU-Austritts einmal aufgelistet, was das Vereinigte Königreich so alles von der EU fordern könnte. Miles Saltiel, der Verfasser der Studie mit durchaus ernstem Hintergrund, kommt dabei auf mehr als 1 Bill. Euro. Die britischen Verhandlungsführer müssten sich einfach auf die Passagen des Vertrags von Lissabon berufen, die die Staatengemeinschaft dazu zwingen, die Verantwortung für ihr Handeln zu übernehmen. Für die höheren Militärausgaben, die wegen des “unbesonnenen Verhaltens der EU auf dem Westbalkan (1992 – 2001) und in der Ukraine (seit 2009)” angefallen seien, setzt er 65 Mrd. Euro an. Das Versagen bei der Umsetzung der Dienstleistungsrichtlinie habe die britische Wirtschaftsleistung seit 2009 um 35 Mrd. Euro gemindert. Durch das Nichtzustandekommen von Freihandelsabkommen mit Brasilien, Indien, Japan und den Vereinigten Staaten und weil die EU keine entsprechenden Abkommen mit Australien, China und Taiwan initiiert habe, seien den Briten 80 Mrd. Euro entgangen. Die negativen Auswirkungen der Erneuerbare-Energien-Direktive beziffert er auf 180 Mrd. Euro. Für die Kosten, die dem britischen Gesundheits- und Sozialsystem aus der Luftverschmutzung durch Diesel- und andere von den EU-Aufsichtsbehörden für sicher erachtete Fahrzeuge entstanden sind, hat er 200 Mrd. Euro auf der Rechnung und so weiter. Erlaubt ist, was gefällt. Saltiel rät den Unterhändlern, sich an der Strategie Donald Trumps in seinen Verhandlungen mit der Deutschen Bank in der Finanzkrise zu orientieren. Die britische Premierministerin Theresa May kündigte allerdings bereits ihre Bereitschaft an, über einen “fairen Ausgleich” zu sprechen, was die Rechte und Pflichten eines scheidenden Mitgliedstaats angeht.Die Brüsseler Denkfabrik Bruegel hat unterdessen Daten zu den Pensionslasten zusammengestellt, die nicht nur die Briten interessieren dürften (siehe Grafik).