Schlechte Stimmung in der britischen Industrie

Markit-Einkaufsmanagerindex schmiert ab

Schlechte Stimmung in der britischen Industrie

hip London – Die Stimmung in der britischen Industrie ist nach dem Volksentscheid für den EU-Austritt noch ein bisschen stärker gesunken als von Ökonomen erwartet. Der Markit/CIPS-Einkaufsmanagerindex für das verarbeitende Gewerbe gab von 52,4 im Juni auf 48,2 Punkte nach. Damit bewegt er sich nun auf dem Niveau von Februar 2013. Zählerstände unter 50 zeigen eine Verlangsamung der wirtschaftlichen Aktivität an.Volkswirte hatten im Schnitt 49,1 Punkte auf der Rechnung. Dieser Wert liegt genau auf der Höhe des “Flash”-Werts. Der Finanzdatenanbieter Markit hatte seine Einkaufsmanagerindizes erstmals in dieser Form vorgelegt, um schnell eine erste Indikation zu den Folgen des Referendums geben zu können (vgl. BZ vom 23. Juli). “Das Tempo der Schrumpfung war so schnell wie zuletzt Anfang 2012”, sagte Markit-Volkswirt Rob Dobson. “Der Abschwung war über die ganze Branche hinweg zu spüren. Firmen jeder Größenordnung und über die Branchen hinweg drosselten den Output, obwohl das schwächere Pfund Exportunternehmen einen Schub verlieh. Allerdings war die Verbesserung bei den Exporten nicht so stark wie ursprünglich angenommen, wofür zum Teil die schwache Auslandsnachfrage verantwortlich gemacht wurde.” Die Einkaufspreise seien auf ein Niveau gestiegen, das man seit einem halben Jahrzehnt nicht mehr gesehen habe, sagte David Noble, Group Chief Executive des Chartered Institute of Procurement & Supply (CIPS). Unter den steigenden Input-Preisen litten vor allem kleine und mittelgroße Firmen, Großunternehmen würde eher damit fertig. Für die am Donnerstag anstehende Zinsentscheidung der Bank of England dürften die Daten keine große Rolle spielen. Die Industrie trägt in Großbritannien nur einen kleinen Teil zur Wertschöpfung bei.Der erste Wachstumsindikator des Unternehmensverbands CBI, der sich auf die Zeit nach dem Votum für den Brexit bezieht, deutet ebenfalls auf eine Abschwächung der wirtschaftlichen Expansion hin. Die Firmen rechneten mit Stagnation – das schwächste Ergebnis seit Dezember 2012. Londoner Firmen zeigten sich überraschend standfest. Einer gemeinsamen Umfrage des CBI mit dem Immobiliendienstleister CBRE zufolge will die Hälfte weiter Personal einstellen. Zwei Fünftel gaben an, keine Abstriche an ihrer Investitionsplanung machen zu wollen.