Schlechtere Aussichten für Russland

Weltbank und IWF senken Prognosen - Investoren in Wartestellung

Schlechtere Aussichten für Russland

est Moskau – Sowohl die Weltbank als auch der Internationale Währungsfonds (IWF) gleichen ihre Prognosen denen des russischen Wirtschaftsministeriums an. Investoren und Konsumenten seien in Warteposition, die Grenze der Produktionskapazitäten sei fast erreicht. Die Aussichten für Russlands Wirtschaft sind deutlich schlechter als bisher erwartet, stellt die Weltbank in ihrem neuen Länderbericht fest. Am Dienstag hat auch der IWF im Anschluss an seine Konsultationen mit Russland eine ähnliche Einschätzung geliefert.Dem Bericht der Weltbank zufolge wird Russlands Bruttoinlandsprodukt (BIP) 2013 doch nicht mit den zuvor prognostizierten 2,3 %, sondern lediglich mit 1,8 % wachsen. Dieselbe Prognose hatte kurz zuvor das russische Wirtschaftsministerium ausgegeben und damit den Wert schon zum wiederholten Mal in diesem Jahr nach unten korrigiert. Der IWF sieht die Wirtschaft nur noch mit 1,5 % wachsen, während die bisherige Prognose auf 2,5 % gelautet hatte.Das schwache erste Halbjahr erweise sich als Belastung, die auch durch die leichte Erholung zum Jahresende hin nicht wettgemacht werden könne, heißt es beim IWF. Auch für 2014 fallen die Erwartungen nun etwas bescheidener aus und liegen bei 3,1 bzw. 3 %. Damit zeigt Russlands Wirtschaft weniger Dynamik als die globale Wirtschaft insgesamt. Letztere soll laut Weltbank 2013 um 2,4 % zulegen, 2014 dann um 3,2 %. Schwacher KonsumDas Problem in Russland ist laut Weltbank, dass nach den Investoren nun auch die Konsumenten aufgrund der ökonomischen Unsicherheiten in die Warteposition gegangen sind. Die geringere Binnennachfrage liege daran, dass die Nachfrage nach Russlands Rohstoffexportgütern schwach bleibe und es im Inland an konkurrenzfähigen Sektoren fehle. Negative Auswirkungen auf die Konsumausgaben habe auch die hohe Schuldenlast in den Privathaushalten nach dem jüngsten Kreditboom.Die gerade im ersten Halbjahr eingebrochene Nachfrage nach Investitionen wiederum habe zum Teil mit dem Abschluss der Bauprojekte in der Olympiastadt Sotschi und der Ostseepipeline “Nord Stream” zu tun. Der Staat und insbesondere der dominante staatliche Konzern Gazprom haben ihre Investitionsaktivitäten um 20 %, respektive um ein Drittel zurückgefahren. Ein weiteres Problem sei, dass Russland – ähnlich wie zur Boomzeit vor 2008 – an den Grenzen seiner Produktionskapazitäten angelangt sei und der Mangel an Arbeitskräften eklatant bleibe, konstatieren Weltbank und IWF.Vor dem Hintergrund der Diskussion, den aus Öleinnahmen gespeisten Wohlfahrtsfonds zu öffnen, ruft der IWF zu einer strafferen Geldpolitik auf und empfiehlt zur Absenkung der Inflation, die steigenden Staatsausgaben für Infrastrukturprojekte durch das Einfrieren weniger prioritärer Projekte auszugleichen.