Schleppende Erholung in China

Industrieproduktion ist wieder auf dem Vormarsch - Konsum hinkt aber weit zurück

Schleppende Erholung in China

Chinas Wirtschaft arbeitet sich nur mühsam aus der Coronakrise heraus. Die Mai-Daten zeigen, dass sich die Erholungsbewegung in erster Linie auf ein wieder flotteres Wachstums der Industrieproduktion stützt. Demgegenüber deuten weiterhin rückläufige Einzelhandelsumsätze auf eine längere Konsumdelle hin.nh Schanghai – Chinas neuer Konjunkturdatenkranz für Mai wirft mehr Fragen als Antworten zum Thema Überwindung der Coronakrise auf. Zwar kommt die heimische Industrieproduktion wieder besser in Schwung, angesichts einer schwachen Entwicklung der Analageinvestitionen und deutlicher Zurückhaltung bei den Konsumenten überwiegt bei den Analysten eher ein negatives Sentiment. Auch an der Börse ist die Stimmung gedrückt, wobei ein über das Wochenende in Peking zum Vorschein gekommener massierter Ausbruch von Coronafällen die Anleger in Alarmstimmung versetzt. Der Leitindex Shanghai Composite wurde denn auch am Montag um gut 1 % nach unten gedrückt.Chinas Industrieproduktion ist im Mai um 4,4 % gegenüber Vorjahresmonat vorangekommen. Das bedeutet zwar eine Tempozunahme, nachdem man im April auf ein Plus von 3,9 % gekommen war, entspricht aber nicht ganz den Analystenerwartungen. So hatte die Konsensschätzung einen Anstieg des Outputs im verarbeitenden Gewerbe von 5 % vermuten lassen. Dass die Produktion wieder etwas mehr anzieht, ist vielen zwar eine gute Nachricht, aber es gibt Sorgen über die tatsächliche Zugkraft des Industriesektors.Angesichts einer ebenfalls von der Coronakrise heraufbeschworenen Flaute bei den Ausfuhren und dem immer deutlicheren Wegbrechen von Exportaufträgen aus den USA und westlichen Ländern, sind die heimischen Produzenten immer mehr auf eine Erholung der heimischen Nachfrage angewiesen. Eine im Mai weiter verschärfte Erzeugerpreisdeflation gilt als ein beredtes Signal, dass es auf der Nachfrageseite noch hapert. Damit muss man sich in einigen Sektoren mittelbar bereits wieder Gedanken über mögliche Überkapazitäten machen.Als weiche Flanke gilt gegenwärtig eindeutig der Konsum. Die Zurückhaltung der Konsumenten lässt sich einerseits an einer nicht überraschenden Arbeitsmarktschwäche mit hohen Jobverlusten festmachen, die statistisch nur lückenhaft erfasst wird. Andererseits dämpfen die Sorgen vor einer neuerlichen Infektionswelle die Kauflust der chinesischen Verbraucher. Zwar ist auch hier eine Erholungsbewegung im Gange, aber mit den Mai-Daten wurden auch hier die Erwartungen enttäuscht. Die chinesischen Einzelhandelsumsätze sind im Mai mit 2,8 % nach 7 % im März deutlich weniger geschrumpft, Experten hatten allerdings nur mit einem Minus von 2 % gerechnet.Ein ähnliches Bild zeichnet sich bei den Anlageinvestitionen ab, die in den ersten fünf Monaten des laufenden Jahres um 6,3 % nach zuvor 10,3 % zurückgefallen sind. Hier waren die Erwartungen auf eine überzeugendere Erholungsbewegung hinausgelaufen. Die chinesische Regierung stellt derzeit die Weichen für öffentliche Infrastrukturprogramme und Bauvorhaben, die Nachfrage nach Baumaterialien wie Stahl und Zement zeigt denn auch nach oben.Allerdings hapert es noch bei den privaten Investitionen, die für etwa 60 % der gesamten Sachinvestitionen im Reich der Mitte aufkommen. Hier sah man zwischen Januar und Mai einen Rückgang um knapp 10 % gegenüber der entsprechenden Vorjahresperiode, eine Entwicklung, die auch auf das Wachstum des chinesischen Bruttoinlandsprodukts in der ersten Jahreshälfte 2020 negativ abfärben wird.