Schnitzer schlägt Reform bei Rentenpunkten vor
Rund ein Drittel des aktuellen Bundeshaushaltes wird zur Finanzierung der gesetzlichen Rente benötigt. „Wenn wir nicht aufpassen, ist es in der Zukunft die Hälfte“, sagte Monika Schnitzer, Vorsitzende des Sachverständigenrats zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung, am Mittwochabend vor Journalisten auf einer Veranstaltung des Internationalen Clubs Frankfurter Wirtschaftsjournalisten (ICFW). „Wer jeden zweiten Euro für die Rente ausgibt, hat keine finanziellen Spielräume mehr.“ Daher fordert die Wirtschaftsweise eine Rentenreform an gleich mehreren Stellen.
Neben einem höheren Renteneintrittsalter und einer zeitnahen Anhebung der Beitragssätze schlägt Schnitzer eine Reform bei den Rentenpunkten vor. Diese sollen sich nicht mehr linear auf die Rente auswirken, sondern degressiv. Das bedeutet: Wer beispielsweise zwei Rentenpunkte pro Jahr anhäuft, dessen zusätzliche Rentenansprüche sollen deshalb nicht doppelt so stark ansteigen, sondern etwas weniger – anders als bei jemandem, der nur einen Rentenpunkt ansammelt.
Dieses Vorgehen ist laut Schnitzer nicht nur eine Entlastung für die Rentenkasse, sondern auch „sozial gerecht“. Denn wer ein höheres Einkommen hat, lebt statistisch auch länger und bezieht damit über einen größeren Zeitraum Rente. „Mein Vorschlag ist daher kein Verstoß gegen das Äquivalenzprinzip“, meint Schnitzer. Dieser Grundsatz im Rentenrecht besagt, dass derjenige, der hohe Beiträge einzahlt, später auch eine entsprechend hohe Rente bezieht.
Das Konzept der Bundesregierung zur kapitalgedeckten Altersvorsorge bezeichnet Schnitzer als „Mogelpackung“. Der deutsche Staat nehme Schulden auf, um diese für die Aktienrente zu investieren, es würde dadurch jedoch nicht mehr gespart werden. Anders als etwa in Schweden, wo die Bevölkerung pro Monat 2,5 % ihres Einkommens in den Rentenfonds einzahlt. Grundsätzlich befürwortet Schnitzer jedoch die Aktienrente. Dadurch könnten auch Menschen von den Erträgen an den Kapitalmärkten profitieren, die es sonst nicht täten. Etwa, weil sie kein Geld zum Investieren übrig hätten oder sich wegen mangelnden Wissens nicht trauten, an der Börse einzusteigen. „Die Schulen versagen bei der finanziellen Bildung kläglich.“ Auch die Banken und Sparkassen müssten ihren Kunden mehr Wissen vermitteln.