Teuerung bei Dienstleistungen lässt nach

Schwache Konjunktur dämpft Inflation

Die Dienstleistungsinflation lässt in Deutschland spürbar nach, was zu einem geringeren Anstieg der Verbraucherpreise führt. Doch es gibt auch Aufwärtsrisiken für die Inflation in den kommenden Monaten.

Schwache Konjunktur dämpft Inflation

Schwache Konjunktur dämpft Inflation

Teuerung in Deutschland bei 2,3 Prozent – Preisanstieg für Dienstleistungen schwächt sich deutlich ab – Kernrate sinkt

Die Dienstleistungsinflation lässt deutlich nach, was zu einem geringeren Anstieg der Verbraucherpreise führt. Ökonomen erklären diese Entwicklung mit der schwachen Konjunktur und einem statistischen Sondereffekt. Doch es gibt auch Aufwärtsrisiken für die Inflation in den kommenden Monaten.

mpi Frankfurt

Fallende Energiepreise und eine deutlich geringere Inflation bei Dienstleistungen lassen die Teuerung in Deutschland sinken. Die Verbraucherpreise legten im März im Jahresvergleich nach europäischer Berechnungsmethode HVPI um 2,3% zu, wie das Statistische Bundesamt (Destatis) am Montag in seiner Erstschätzung mitteilte. Damit nähert sich die Rate dem Zielwert der EZB für die gesamte Eurozone an. Im Februar hatte die Inflationsrate noch 2,6% betragen.

„Kräftiger Rückenwind von den Energiemärkten hat die Inflation im März in Schach gehalten“, sagte Stephanie Schoenwald, Konjunkturexpertin bei KfW Research. Gegenüber dem Vorjahresmonat sanken die Energiepreise um 2,8%. Dies liegt zum einen an einem niedrigeren Preis für die Ölsorte Brent. Zum anderen reduzierte der höhere Euro-Dollar-Kurs die Importpreise für Energie.

Dienstleistungsinflation sinkt

Einen deutlich niedrigeren Preisdruck verzeichnete im März zudem der Dienstleistungssektor, der mit einer Rate von 3,4% dennoch weiterhin der große Inflationstreiber ist. Im Vormonat hatte die Jahresrate noch bei 3,8% gelegen und davor verharrte sie monatelang bei 4% und etwas darüber. „Die gute Nachricht dabei ist, dass es nun auch zu einer merklichen Beruhigung im Bereich von Dienstleistungspreisen kommt“, sagt daher Thomas Gitzel, Chefökonom der VP Bank.

In der Folge lässt auch die Kerninflation spürbar nach. Diese klammert die schwankungsanfälligen Energie- und Lebensmittelpreise aus, weswegen sie unter Ökonomen als besserer Indikator für den Inflationstrend gilt. Die Kernrate fiel im März um 0,2 Prozentpunkte auf 2,5%. Michael Heise, Chefökonom von HQ Trust, weist darauf hin, dass die Kerninflation trotz des Rückgangs weiter recht hoch ist und damit nach wie vor Inflationsdruck vorhanden sei.

Nachhaltige Trendumkehr?

Wie sich die deutsche Inflation in den kommenden Monaten entwickelt, dürfte maßgeblich davon abhängigen, wie sich die Preise für Dienstleistungen bewegen werden. Der aktuell sinkende Preisdruck wird durch einen statistischen Effekt verzerrt. Denn das im Vergleich zu 2024 spätere Osterfest senkt die jährliche Inflationsrate in diesem März. „Erst der April wird Aufschluss darüber bringen, wie nachhaltig die Abschwächung des Preisdrucks im Dienstleistungssektor tatsächlich ist“, meint daher Schoenewald.

Viele Ökonomen führen den Rückgang der Dienstleistungsinflation zudem auf die schwache deutsche Konjunktur zurück. Commerzbank-Ökonom Ralph Solveen verweist auf das nach wie vor hohe Lohnwachstum. „Unternehmen scheint es angesichts der anhaltend schwachen Konjunktur zunehmend schwer zu fallen, diese höheren Kosten an ihre Kunden weiterzugeben“, sagte er.

Seitwärtsbewegung bei Ifo-Preiserwartungen

Umfragen wie Einkaufsmanagerindizes deuten darauf hin, dass dies ein längerfristiger Trend sein könnte. Die Dienstleister blicken pessimistischer in ihre Zukunft und haben zudem geringere Erwartungen an ihre künftigen Verkaufspreise.

Das Münchner Ifo-Institut rechnet damit, dass die Inflation in Deutschland in den kommenden Monaten bei etwas mehr als 2% liegen wird, sich als seitwärts bewegt. Die Ifo-Preiserwartungen gaben im März nur leicht nach, von 19,3 Zähler auf 18,7. Für den Dienstleistungssektor vermelden bei dieser Umfrage sogar etwas mehr Unternehmen als im Februar, dass sie in den kommenden Monaten von Preiserhöhungen ausgehen.

Wie sich die Inflation in diesem Jahr entwickelt, wird auch von den Entwicklungen im Zollkonflikt der USA mit der EU abhängen. US-Präsident Donald Trump will diesen Mittwoch neue Zölle verkünden. Die Reaktion der EU darauf ist noch offen – ebenso wie die exakten Effekte des Konflikts auf die Verbraucherpreise. Weniger Wirtschaftswachstum im exportorientierten Deutschland würde die Inflation dämpfen. Gegenzölle der EU könnten die Teuerung dagegen verstärken.

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