Schwächeres US-Stellenwachstum

Arbeitsmarkt enttäuscht zum Jahresende - Einbußen im verarbeitenden Gewerbe und Bergbau

Schwächeres US-Stellenwachstum

Der US-Arbeitsmarkt hat zum Jahresausklang an Schwung verloren. Zwar bewegt sich die Erwerbslosenquote mit 3,5 % weiterhin um einen historischen Tiefststand. Neue Jobs konzentrieren sich aber auf Dienstleister, während das Stellenwachstum in der Industrie weiterhin zu wünschen übrig lässt.det Washington – Nach einem fast zehn Jahre währenden Aufschwung könnte dem US-Arbeitsmarkt langsam die Luft ausgehen. Im Dezember enttäuschte die Wirtschaft mit nur 145 000 Neueinstellungen, die sämtliche Arbeitgeber mit Ausnahme der Landwirtschaft berücksichtigen (siehe Grafik). Im November hatte die Zahl bei 256 000 gelegen. Die Arbeitslosenquote betrug nach Angaben des Bureau of Labor Statistics (BLS) des Arbeitsministeriums wie auch im vorangegangenen Monat 3,5 %.Enttäuschend waren neben der Zahl der neu geschaffenen Jobs auch der geringere Lohnanstieg sowie die Tatsache, dass mehrere Industrien ein deutlich geringeres Stellenwachstum aufwiesen als 2018. Insgesamt stieg die Zahl der Beschäftigten um 2,1 Millionen, die geringste jährliche Zunahme seit 2011. Im vorangegangenen Jahr hatte die Zahl der neuen Arbeitsplätze noch bei 2,7 Millionen gelegen.In der Gesamtbetrachtung bleiben Experten dennoch relativ optimistisch. Nach Darstellung von Mark Hamrick, Ökonom bei der Firma Bankrate.com, die Beratung und Finanzdienstleistungen für Verbraucher anbietet, “können Expansionen nicht ewig andauern”, und die jüngste verliere einiges an Schwung, sei aber noch keineswegs vorbei.Nachdem die Erwerbslosenquote 2009 im Oktober 10 % erreicht hatte, stand der Arbeitsmarkt von wenigen Ausreißern abgesehen dauerhaft unter Dampf. Seit Februar stand jeden Monat eine 3 vor dem Komma, und im September wurde mit 3,5 % der tiefste Stand seit einem halben Jahrhundert gemessen, von dem es nur im darauffolgenden Monat eine marginale Abweichung gab. Dienstleister schaffen JobsSorgen bereiten Ökonomen seit einiger Zeit aber sowohl die geringere Zahl von Neueinstellungen als auch deren strukturelle Verteilung. Mehr Jobs entstehen nämlich im Dienstleistungssektor, sowohl bei gut dotierten Fachkräften als auch in Branchen wie dem Einzelhandel und dem Gesundheitswesen, wo deutlich schlechter bezahlt wird. Einzelhandelsunternehmen beschäftigten vergangenen Monat 41 000 neue Mitarbeiter. Im Gastgewerbe kam es zu 40 000 Neueinstellungen, während im Gesundheitssektor 28 000 Personen einen Job fanden.Nachdenklicher stimmt hingegen die Entwicklung in der Industrie, die sich an anderen Indikatoren gemessen zum Jahresende wieder zu erholen schien. So wurden im Dezember im verarbeitenden Gewerbe 12 000 Positionen gestrichen, und im Vorjahresvergleich legten die Neueinstellungen um nur 46 000 zu. 2018 waren in der Fertigungsindustrie 264 000 neue Stellen entstanden. Noch schlechter ist es um den Bergbau bestellt, wo im Dezember ein Minus von 8 000 und im gesamten Jahresverlauf 2019 ein Rückgang um 24 000 ermittelt wurde.Positiv fiel auf, dass gut bezahlte Fachdienstleister zulegten. Dort ermittelte das BLS ein Plus von 10 000 und im gesamten Jahresverlauf 397 000 neue Stellen. Auch diese Zahl lag aber hinter den 2018 gemessenen 561 000 zurück. Gleichwohl kletterten die durchschnittlichen Stundenlöhne im Jahresvergleich um 2,9 % und enttäuschten Volkswirte, die mit einer Zunahme um 3,1 % gerechnet hatten. Keine Folgen für ZinspolitikDamit wurde auch zum ersten Mal seit Juli 2018 eine Lohnsteigerung von weniger als 3 % gemessen. Nach Ansicht von Diane Swonk, Chefökonomin bei dem Wirtschaftsprüfungsunternehmen Grant Thornton, spiegeln die Zahlen “ein ökonomisches Umfeld wider, in dem man einerseits einen Job finden kann, es aber immer schwieriger wird, Lohn- oder Gehaltserhöhungen durchzusetzen”. Nicht auszuschließen ist laut Swonk, dass die Lohnzuwächse, die 2019 im Februar ihren Höhepunkt erreicht hatten, sich im laufenden Jahr weiter verlangsamen. Obwohl die US-Notenbank sowohl das geringere Stellenwachstum als auch die Tatsache im Auge hat, dass die Löhne nicht mit demselben Tempo zulegten, glauben Experten nicht, dass der jüngste Bericht nennenswerte Folgen für die Zinspolitik der Fed haben wird. Zuvor hatte der stellvertretende Fed-Vorsitzende Richard Clarida betont, dass “wir keine Zeichen dafür sehen, dass der insgesamt starke Arbeitsmarkt von der Kostenseite her den Inflationsdruck verstärkt”. Erwartet wird, dass nach drei Zinssenkungen im abgelaufenen Jahr die Währungshüter 2020 den derzeitigen Leitzins beibehalten werden.