DER KAMPF GEGEN DIE FOLGEN DES CORONAVIRUS

Schweiz bastelt an KMU-Liquiditätspool

Geschäftsbanken wollen staatliche Garantien für Kredite - Nationalbank könnte Puffer deaktivieren

Schweiz bastelt an KMU-Liquiditätspool

dz Zürich – Die Schweizerische Nationalbank ist inzwischen das einzige größere Noteninstitut der Welt, das bislang noch keine außerordentlichen Maßnahmen im Kampf gegen die Coronakrise angekündigt hat. Das könnte sich am kommenden Donnerstag anlässlich der ersten geldpolitischen Lagebeurteilung in diesem Jahr ändern.Zwar erwartet kaum jemand eine weitere Leitzinssenkung unter das schon seit Januar 2015 bestehende Niveau von -0,75 %, nachdem die Europäische Zentralbank (EZB) in der vergangenen Woche auf eine Zinssenkung verzichtet hatte. Zudem benötigen die Schweizer Geschäftsbanken im Unterschied zu manchen Banken im Euroraum auch keine außerordentlichen Liquiditätszuschüsse, zumal bislang keine nennenswerten Probleme mit notleidenden Krediten bestehen.Handlungsbedarf könnte es aber dennoch geben. Der im Zug der Corona-Ausbreitung auch in der Schweiz rasch voranschreitende Rückgang der wirtschaftlichen Aktivität im Land dürfte schon in den nächsten Wochen bei vielen Unternehmen zu akuten Zahlungsschwierigkeiten führen. Insolvenzen vermeidenUm die Gefahr daraus folgender Insolvenzen einzudämmen, planen die vier größten Geschäftsbanken des Landes unter Führung der Credit Suissse nun die Schaffung eines speziellen Kreditpools in Höhe von mindestens 20 Mrd. Franken. Die am Freitag von der Schweizer “Handelszeitung” verbreitete Nachricht ist zwar noch nicht offiziell bestätigt. Aber der Prozess sei schon weit gediehen, sagte am Montag eine Person aus dem Umfeld des Bankenverbandes der Börsen-Zeitung. Das Problem ist allerdings, dass die betroffenen Firmen vorab Blankokredite benötigen, die aufgrund ihres erhöhten Risikos mit sehr viel Eigenkapital unterlegt werden müssen. Dafür sind die Bankbilanzen in vielen Fälle aber bereits zu stark strapaziert. Deshalb sollen die Kredite so weit als möglich mit Garantien des Bundes ausgestattet werden. So können die Geschäftsbanken ihren Eigenmittelbedarf einschränken. Die Eidgenössische Finanzmarktaufsicht (Finma) wird dafür ihr Plazet geben müssen.Ins Spiel kommen könnte die Nationalbank, wenn es darum geht, die sogenannten antizyklischen Kapitalpuffer mindestens teilweise für eine bestimmte Zeit außer Kraft zu setzen. Die Puffer wurden 2013 eingeführt, um das starke Kreditwachstum im Wohnungsmarkt zu bremsen. Seit 2014 betragen sie 2 % der gesamten risikogewichteten Aktiva im Inland. Das entspricht für den ganzen Bankensektor etwa 100 Mrd. Franken. “Die Puffer sind da, um genutzt zu werden, falls es nötig werden sollte”, sagte ein Finma-Sprecher auf Anfrage. In vielen europäischen Ländern wurden die Puffer in den vergangenen Tagen teilweise oder ganz deaktiviert. Ein Nachziehen der Schweizer würde deshalb nicht ganz und gar nicht überraschen.Derweil setzt die helvetische Notenbank weiter auf die Steuerung des Wechselkurses. Das derzeitige Niveau von rund 1,05 Franken pro Euro ließ sich offenbar ohne allzu großen Aufwand halten, wie die jüngste Statistik über die Sichteinlagen der Geschäftsbanken nahelegt. Ob dies so bleibt, wird sich noch zeigen müssen. Die UBS-Devisenspezialisten rechnen bis Sommer mit einem weiteren Anstieg des Euro-Frankenkurses auf 1,04 Franken.