ZENTRALBANK-REIGEN VOR WEIHNACHTEN

Schweizer Notenbank bleibt auf Kurs

Fortsetzung der Devisenpolitik trotz US-Kritik - Reine Kohleproduzenten fliegen aus Anlageportfolio

Schweizer Notenbank bleibt auf Kurs

dz Zürich – Die Schweizerische Nationalbank hat auf ihrer letzten geldpolitischen Lagebeurteilung im laufenden Jahr die unveränderte Fortsetzung des seit fünf Jahren bestehenden Negativzinsregimes in Verbindung mit regelmäßigen Devisenmarktinterventionen beschlossen. Der am Donnerstag in einer Telefonkonferenz kommunizierte Entscheid stellt keine Überraschung dar.Tatsächlich bleibt der Franken im derzeitigen Umfeld ein latent stark begehrtes Anlageobjekt. Eine allzu heftige Aufwertung der Valuta könnte die Erholung der Schweizer Wirtschaft empfindlich bremsen oder verzögern. Die Nationalbank geht im laufenden Jahr von einer Schrumpfung der Wirtschaftsleistung in der Schweiz von immerhin 3 % aus. Die erwartete Erholung im kommenden Jahr von 2,5 bis 3 % wird für eine Rückkehr auf das Vorkrisenniveau nicht ausreichen. Vor diesem Hintergrund prognostiziert die SNB denn auch eine weitere Zunahme der Arbeitslosigkeit von aktuell 3,2 %.Doch das US-Schatzamt hat Einwände: In dem am Mittwoch veröffentlichten halbjährlichen Bericht über die Wirtschafts- und Währungspolitik wichtiger Handelspartner bezeichnet das US-Finanzministerium die Schweiz als einen von zwölf “Währungsmanipulatoren”. Die zweifelhafte Ehrung kommt nicht überraschend. Im ersten Halbjahr hatte die Nationalbank mehr als 90 Mrd. Franken ausgegeben, um Dollars, Euros und andere ausländische Währungen zu kaufen und die Aufwertung der einheimischen Währung zu bremsen. Die Kritik der unfairen Wechselkursmanipulation wies Nationalbank-Chef Thomas Jordan aber vehement zurück. “Wir machen Devisenmarktinterventionen nur im Ausmaß, das nötig ist, um die Preisstabilität zu erreichen, und nie, um einen Wettbewerbsvorteil zu erlangen.” In der Tat hat der Franken in den vergangenen Jahren im Vergleich zum Euro und zum Dollar konstant aufgewertet. Gleichzeitig liegen die Inflationsraten in der Schweiz deutlich tiefer als in allen anderen westlichen Industrieländern. Auch 2020 erwartet die SNB eine negative Teuerung von – 0,7 %, im kommenden Jahr von 0 %. Erst 2022 sollte es wieder zu einem Anstieg kommen. “So sieht kein Bild eines Währungsmanipulators aus”, sagte Jordan.Für eine kleine Überraschung sorgte die SNB mit der Ankündigung, ihre Kriterien zum Ausschluss schädlicher oder gesellschaftlich unerwünschter Unternehmen aus dem eigenen Anlageuniversum nun auch auf Kohleproduzenten auszuweiten. In der Schweiz habe sich über die letzten Jahre ein breiter Konsens für den Kohleausstieg herausgebildet, begründete Jordan den Entscheid.Ausgeschlossen würden aber nur reine Kohleproduzenten und nicht die Wertpapiere von Mischkonzernen wie Glencore, die nebst Kohle auch andere Rohstoffe fördern. Diese enge Eingrenzung lässt erwarten, dass der Kohleausstieg der SNB kaum sichtbare Konsequenzen im 200 Mrd. Franken schweren Aktienportfolio der Notenbank haben wird.