VOR DER IWF- UND WELTBANK-TAGUNG IN WASHINGTON

Schwellenländer drücken Wachstum

Eurozone als Krisenregion nicht mehr so sehr im Fokus des IWF - Prognosen für Deutschland angehoben

Schwellenländer drücken Wachstum

Der Internationale Währungsfonds (IWF) sorgt sich um die Entwicklung in den Schwellenländern und mahnt Reformen an. Im Hinblick auf die Eurozone zeigt er sich vorsichtig optimistisch.det Washington – Der Internationale Währungsfonds (IWF) hat seine Wachstumsprognose für die Weltwirtschaft deutlich nach unten korrigiert. Während die Werte für die führenden Industrieländer gegenüber der letzten Schätzung unverändert blieben, sind nun die Schwellenländer die neuen Sorgenkinder, die sowohl mit zyklischen Faktoren als auch geringerem Potenzialwachstum zu kämpfen haben.Nach Darstellung des IWF wird die globale Wirtschaftsleistung deutlich schwächer ausfallen, als noch im Juli angenommen wurde. Im neuen Weltwirtschaftsausblick (WEO) sagt der Währungsfonds eine Zunahme des globalen Output um nur 2,9 % voraus, 0,3 Prozentpunkte weniger, als im Update während des Sommers prognostiziert worden waren. 2014 wird laut WEO die Weltwirtschaft um 3,6 % wachsen. Zuletzt hatte der IWF noch ein Plus von 3,8 % und im Frühjahr sogar von 4,0 % unterstellt. Während aus Sicht des IWF zuletzt die Schwellen- und Entwicklungsländer als die Wachstumsmotoren fungierten, treten jetzt immer mehr die Industrieländer wieder in den Vordergrund. Für die Industrienationen als Gruppe blieben die Prognosen sowohl fürs laufende Jahr mit 1,2 % und 2014 mit 2,0 % unverändert.Eine zentrale Rolle spielen dabei die USA, wo die private Konsum- und Investitionsnachfrage robust bleiben sollen. Gehemmt werde das Wachstum allerdings durch exzessive, gesetzlich verordnete Sparmaßnahmen und die Unsicherheit über die Anhebung der staatlichen Verschuldungsgrenze. Trotz der wachsenden Unsicherheit betont der IWF erstmals die Notwendigkeit, einen geldpolitischen Kurswechsel einzuläuten. Die US-Notenbank müsse einen Ausstieg aus dem Anleihenkaufprogramm vorbereiten und gleichzeitig bereit sein, sich von der Nullzinspolitik zu verabschieden.Auch schätzt der IWF die Lage in den Kernländern der Eurozone vorsichtig optimistisch ein. Nach einem Minus von 0,4 % im laufenden Jahr ist danach in Euroland 2014 mit einer Zunahme der Wirtschaftsleistung um 1,0 % zu rechnen. Die Werte sind praktisch unverändert, wobei der IWF die Prognosen für Deutschland für beide Jahre auf 0,5 % bzw. 1,4 % leicht angehoben hat. Die Gründe für die sich abzeichnende Erholung seien aber weder Reformen im Bankensektor noch Maßnahmen zur Belebung der Binnennachfrage, vielmehr habe sich bei Verbrauchern und Unternehmen die Stimmung verbessert, was positiv auf den Konsum sowie die Investitionstätigkeit durchgeschlagen habe. Als problematisch beschreibt der WEO dagegen weiterhin die Lage in den Peripheriestaaten. Dort leide trotz verbesserter Wettbewerbsfähigkeit und steigender Exporte das Wachstum unter extrem schwacher Binnennachfrage. Potenzialwachstum sinktDie größten potenziellen Probleme sieht der IWF in den Schwellen- und Entwicklungsländern. Zwar wird dort im laufenden Jahr eine Wachstumsrate von 4,5 % und 2014 ein Anstieg auf 5,1 % prognostiziert. Beide Werte liegen aber deutlich unter den jüngsten Voraussagen. Zu befürchten sei insbesondere, dass Anleger ihr Geld aus den Schwellenländern wieder abziehen werden, wenn die USA aus ihrer ultralockeren Geldpolitik aussteigen. “Besonders gefährdet wären dann Länder mit schwächeren finanziellen Positionen und höheren Inflationsraten”, sagte IWF-Chefökonom Olivier Blanchard.Generell müssen sich nach Ansicht des Währungsfonds die Schwellen- und Entwicklungsländer auf strukturelle Veränderungen einstellen, die ihr Potenzialwachstum sinken lassen. Während der vergangenen Dekade hätten hohe Rohstoffpreise sowie die rapide Entwicklung der Finanzmärkte das Wirtschaftswachstum, das obendrein von zyklischen Komponenten begünstigt worden sei, deutlich beschleunigt. Sowohl die Stabilisierung der Rohstoffpreise als auch striktere Finanzkonditionen würden nun aber die Schwellenländer zwingen, ihre Haushalte zu konsolidieren und dort, wo die Teuerungsrate hoch ist, die geldpolitischen Zügel straffer zu ziehen.