Wirtschaft

Sentix warnt vor konjunktureller Trendwende

Die vierte Coronawelle und verbreitete Lieferengpässe schüren Sorgen vor einer deutlichen Konjunkturabkühlung. Die neue Sentix-Konjunkturumfrage dürfte solche Ängste nun verstärken.

Sentix warnt vor konjunktureller Trendwende

ms

Während sich die deutsche Exportwirtschaft im Aufwind befindet, warnt das Analysehaus Sentix vor einer möglichen Trendwende zum Schlechteren für die Wirtschaft – in Deutschland wie im Euroraum. Hintergrund ist, dass es bei der monatlichen Konjunkturumfrage von Sentix für Deutschland und die Eurozone bei den Erwartungen zum dritten Mal in Folge einen Rückgang gab. Das müsse „als Warnhinweis verstanden werden“, sagte Sentix-Geschäftsführer Patrick Hussy. Auch die Weltwirtschaft schalte einen Gang zurück.

Die Erwartungskomponente für die Eurozone fiel im August deutlich von zuvor 29,8 Zählern auf 14,0 Punkte, wie Sentix am Montag mitteilte. Im Mai hatte sie noch bei 36,8 Punkten gelegen. „Volkswirte erkennen traditionell in einem dreimaligen Rückgang eine Trendwende“, so Hussy: „Als ,first mover‘ unter den Frühindikatoren kündigt diese Entwicklung deutliche Rückgänge in weiteren Frühindikatoren an.“ Die Umfrage unter diesmal 1070 Anlegern gibt häufig Hinweise auf andere Indikatoren wie das Ifo-Geschäftsklima. Zuletzt haben Sorgen zugenommen, dass die vierte Coronawelle und verbreitete Lieferengpässe zu einer deutlichen Konjunkturabkühlung führen könnten.

Wie für die Eurozone waren im August auch für Deutschland die Abschläge in der Erwartungskomponente heftig. Sie fiel um 16,5 Punkte auf 13,5 Zähler – ebenfalls der dritte Rückgang in Folge. „Es wachsen Ängste, dass ab Herbst mit steigenden Infektionszahlen neue Lockdowns drohen, die die Wirtschaft erneut belasten könnten“, so Hussy: „Der Momentumverlust für Deutschland ist deutlich!“

Aktuell befindet sich die Wirtschaft laut Sentix aber noch im Boom. Sowohl für die Eurozone wie für Deutschland legte die Einschätzung der aktuellen Lage noch einmal leicht zu. Für Euroland kletterte sie von 29,8 auf 30,8 Punkte – der höchste Stand seit Oktober 2018. Für Deutschland gab es gar den 15. Anstieg in Folge auf jetzt 38,5 Zähler. Das änderte aber wegen des drastischen Rückgangs der Erwartungen nichts daran, dass der Gesamtindex in beiden Fällen deutlich zurückging – von 29,8 auf 22,2 Punkte in Euroland und von 33,8 auf 25,7 Zähler in Deutschland. Der Rückgang war stärker als erwartet.

Auch der Index für die Weltkonjunktur gab kräftig nach – von 29,4 auf 20,8 Punkte. Dabei trübten sich aber nicht nur die Erwartungen ein, sondern auch die aktuelle Lageeinschätzung. Insbesondere die Region Asien ohne Japan gerate ins Hintertreffen, so Sentix.

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