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Showdown in Rom

Der Florentiner Bürgermeister Matteo Renzi kennt seinen Machiavelli. Nicht einmal zwei Monate nach seiner Wahl zum Parteisekretär der Linksdemokraten hat es der 39-jährige geschafft, sich ins Zentrum der Macht zu katapultieren. Nachdem seine Partei...

Showdown in Rom

Der Florentiner Bürgermeister Matteo Renzi kennt seinen Machiavelli. Nicht einmal zwei Monate nach seiner Wahl zum Parteisekretär der Linksdemokraten hat es der 39-jährige geschafft, sich ins Zentrum der Macht zu katapultieren. Nachdem seine Partei am Donnerstag den amtierenden Regierungschef Enrico Letta zum Rücktritt aufforderte, wurde Renzi mit großer Mehrheit zum neuen Kandidaten als Regierungschef gekrönt. Er will bis zum Jahr 2018 amtieren, um die geplanten institutionellen und strukturellen Reformen durchzudrücken. Er brauche Zeit, um Italien zu modernisieren, sagte er in seiner Rede vor der Parteileitung und begründete den Fenstersturz seines Parteifreundes Enrico Letta damit, dass dieser mit den Reformen nicht vorankäme. Was Renzis Reformprogramm betrifft, fehlt es bislang an Inhalten.Enrico Letta hat am Donnerstag das Handtuch geworfen und für heute seinen Rücktritt angekündigt. Das hat nicht überrascht. Das kriselnde Italien braucht einen Dynamiker wie Renzi, der Reformen im Blitztempo durchpeitschen und den Staat modernisieren kann. Daran gibt es keine Zweifel. Aber Renzi spielt mit dem Feuer. Unter anderem hat er mit dem verurteilten Oppositionsführer Silvio Berlusconi die Wahlrechtsreform ausgearbeitet und den Cavaliere damit rehabilitiert. Gefälligkeiten müssen aber bezahlt werden. Bereits gestern hat die Partei Berlusconis wissen lassen, dass die Regierungskrise im Parlament diskutiert und nicht in Eigenregie der linksdemokratischen Partei unter Führung von Staatspräsident Giorgio Napolitano gelöst werden könne. Das von Renzi eingeschlagene Tempo droht sich zu verlangsamen: Die Regierungsneubildung noch zu Wochenende durchzudrücken, bleibt vorerst ein Wunsch.