Sorgen um Euro-Konjunktur steigen

Wachstumsprognosen für 2019 gesenkt - Inflationsziel der EZB in weiter Ferne

Sorgen um Euro-Konjunktur steigen

Die Sorgen um die Konjunktur in der Eurozone, aber auch in deren größter Volkswirtschaft nehmen nach zuletzt schwach ausgefallener Indikatoren zu. Dies zeigt sich auch in den gesenkten Prognosen im aktuellen Konjunkturtableau der Börsen-Zeitung.ba Frankfurt – Dass das eben begonnene Jahr für die Konjunktur im Euroraum angesichts der anhaltenden Unsicherheiten nicht eben berauschend ausfallen wird, darüber sind sich Ökonomen einig. Seit der Ratssitzung am vergangenen Donnerstag bezeichnet auch die Europäische Zentralbank (EZB) die Risiken für den wirtschaftlichen Ausblick als “abwärts gerichtet” (vgl. BZ vom 25. Januar). Einig sind sich die Volkswirte aber auch in ihrer Einschätzung, dass es zu keiner Rezession kommen wird. Dies zeigt sich an den Prognoserevisionen im aktuellen Konjunkturtableau, für welches das Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) jeden Monat die veröffentlichten Prognosen von Banken, Institutionen sowie staatlichen Einrichtungen sammelt und daraus den Medianwert bestimmt. Talsohle 2019 erreichtIm Vergleich zur vorherigen Veröffentlichung im Dezember ist die Wachstumsprognose für 2019 um 0,1 Punkte auf 1,5 % zurückgegangen (vgl. BZ vom 12. Dezember). Auffällig findet ZEW-Experte Michael Schröder, dass auch das Downside-Risiko ansteigt – so lag die pessimistischste Prognose im Dezember noch bei 1,4 %, nun ist sie auf 1,1 % gesunken. “Dies zeigt eine zunehmende Verunsicherung unter den Wirtschaftsexperten hinsichtlich der Wachstumsaussichten für die kommenden 12 Monate”, so Schröder. Die positive Nachricht sei allerdings, “dass es entsprechend den Vorhersagen nicht zu einem dramatischen Konjunktureinbruch im Eurogebiet kommen soll”, im Jahr 2019 “soll sogar schon die Talsohle erreicht sein”. Für 2020 sehen die Auguren mit 1,6 % wieder ein leicht besseres Wirtschaftswachstum.Für den Arbeitsmarkt bedeutet dies laut Schröder, dass der Trend zum Rückgang der Arbeitslosenquote in diesem und dem nächstem Jahr weiter anhalten soll. Für 2019 wird ein Rückgang auf 7,7 (zuvor: 7,8) % im Jahresdurchschnitt prognostiziert, für 2020 dann auf 7,5 %. Geht es nach den Prognosen des Tableaus, wird Deutschland seine Spitzenposition halten – die Arbeitslosenquote soll von 5,2 % im Jahr 2018 auf 4,8 % im laufenden und auf 3,8 % im kommenden Jahr zurückgehen – trotz des mit 1,3 % für 20119 im Euro-Schnitt unterdurchschnittlich erwarteten Wachstums.Für den Verlauf dieser Woche stehen einige Konjunkturindikatoren aus dem Euroraum zur Veröffentlichung an. Am Donnerstag etwa berichtet das Statistikamt Eurostat, wie sich die Wirtschaft im vierten Quartal entwickelt hat. Ökonomen erwarten, dass das Bruttoinlandsprodukt wie schon im zweiten Vierteljahr um 0,2 % zum Vorquartal zugelegt hat – für das Gesamtjahr dürfte es dann nur mehr zu einem Plus von rund 1 % reichen. Für das erste Quartal rechnen die Experten allerdings mit einer wieder etwas kräftigeren Dynamik, da zuletzt vor allem Sonderfaktoren gebremst haben, wie etwa in Deutschland die Umstellung auf das neue Abgasprüfverfahren WLTP oder die niedrigen Pegelstände infolge der Trockenheit sowie in Frankreich die Proteste der “Gelbwesten” oder der Haushaltsstreit in Italien. Die Arbeitslosenquote, die im November erstmals seit zehn Jahren unter die Marke von 8 % gefallen ist, dürfte im Dezember bei 7,9 % verharrt haben. Bei der am Freitag zur Veröffentlichung anstehenden Kernteuerungsrate, die bei der EZB besonders beachtet wird, erwarten Ökonomen für Januar einen leichten Anstieg um 0,1 Punkte auf 1,1 %. Die Inflationsrate wird mit 1,4 nach zuvor 1,6 % erwartet. Und auch das Tableau lässt nicht hoffen, dass die Inflation der Zielmarke der EZB von unter, aber nahe 2 % so schnell näher kommt. “Analog den schlechteren Wachstumsaussichten im Eurogebiet fallen auch die Inflationsprognosen geringer aus”, meldet Schröder. Für 2019 soll der Anstieg der Verbraucherpreise bei 1,6 (1,7) % liegen, 2020 soll die durchschnittlich Inflationsrate bei 1,7 % liegen. “Entsprechend sehen die Prognosen auf Sicht der nächsten 12 Monate keine Wende in der Geldpolitik”, so Schröder. “Angesichts der gedämpften Wachstums- und Inflationsaussichten dürfte allerdings selbst 2020 kaum mit einer Anhebung des Hauptrefinanzierungssatzes zu rechnen sein.”