Spanien-Krise wirft Schlaglicht auf politische Risiken in Euroland

Katalanen fordern Verhandlungen unter internationaler Vermittlung - Marktreaktionen zunächst begrenzt

Spanien-Krise wirft Schlaglicht auf politische Risiken in Euroland

ths/dm/fed Barcelona/Frankfurt – Die wachsenden Spannungen in Spanien nach dem von Gewalt überschatteten Unabhängigkeitsreferendum in Katalonien rücken die politischen Risiken im Euro-Währungsraum wieder stärker in das Bewusstsein von Politikern und Ökonomen. Nachdem die Verunsicherung nach den Wahlen in den Niederlanden und Frankreich zwischenzeitlich abgeebbt war, warnen Ökonomen nun vor der Rückkehr der Unsicherheit.”Politik steht wieder im Vordergrund in Europa”, erklärte der Chefökonom der Unicredit Bank in London, Erik F. Nielsen. “Katalonien verunsichert”, mahnt die Helaba in Reaktion auf die Ereignisse vom Sonntag. Die meisten Volkswirte rechnen allerdings damit, dass Katalonien sich nicht aus dem Staatsverbund verabschieden wird. “Es ist höchst unwahrscheinlich, dass Katalonien in den nächsten Jahren unabhängig wird”, sagte etwa Holger Schmieding. Starke Marktreaktionen erwarten Ökonomen deshalb nur für den Fall, dass die Wahrscheinlichkeit einer Abspaltung merklich steigt.Am Montag hielten sich die Auswirkungen daher zunächst einmal in Grenzen. Der Madrider Aktienindex Ibex 35 verlor zeitweise 1,9 % und schloss mit einem Verlust von 1,2 % bei 10 256 Zählern. Zu den größten Verlierern zählten Aktien der Großbanken BBVA und Santander, die um 2,4 % beziehungsweise 1,6 % verloren. Die katalanischen Banken Banco des Sabadell und Caixabank verloren sogar 4,5 % beziehungsweise 4,4 %. Unterdessen überwog an den anderen Märkten im Euro-Währungsraum eine freundliche Stimmung. Der Dax gewann vor dem Feiertag 0,6 % auf 12 903 Punkte, verpasste es aber knapp, ein Rekordhoch zu markieren.Am Anleihenmarkt zog die Rendite der zehnjährigen spanischen Staatsanleihe bis auf 1,71 % und lag zuletzt sieben Stellen höher bei 1,68 %, während in anderen südeuropäischen Ländern die Reaktionen moderater ausfielen. Die Rendite der zehnjährigen italienischen Staatspapiere stieg von 2,18 % auf 2,20 %. Die Gemeinschaftswährung fiel um 0,6 % auf 1,1740 Dollar, was aber vor allem an der Stärke des Dollars lag.Der katalanische Ministerpräsident Carles Puigdemont forderte Verhandlungen mit der spanischen Regierung unter Einbeziehung internationaler Vermittler. Sollte dies nicht geschehen, werde man im katalanischen Parlament Schritte zur einseitigen Erklärung der Abspaltung von Spanien einleiten. Bei der Abstimmung am Sonntag, die im Zeichen des überharten Einschreitens der Sicherheitskräfte stand, entfielen 90 % der gut zwei Millionen Stimmzettel auf das Ja zur Unabhängigkeit, bei einer Wahlbeteiligung von 42 %, laut Zahlen der katalanischen Regierung. Die Separatisten betrachten dieses Ergebnis als Mandat, um den Weg in die Unabhängigkeit zu gehen.—– Nebenstehender Kommentar- Berichte Seiten 5 und 13