Spanien schafft 411 000 Stellen im zweiten Quartal

Regierung Rajoy lässt sich für diesen Erfolg feiern - Großteil der neuen Stellen aber nur befristet

Spanien schafft 411 000 Stellen im zweiten Quartal

ths Madrid – Spaniens Ministerpräsident Mariano Rajoy ist seinem erklärten Ziel, die Arbeitslosigkeit zum Ende seiner Amtszeit in diesem Jahr verringert zu haben, ein Stück weitergekommen. Im zweiten Quartal des Jahres sank die Erwerbslosenquote auf 22,4 % und lag damit unterhalb des Wertes bei Amtsantritt der Konservativen Ende 2011, wie das nationale Statistikamt INE gestern mitteilte.Die vierteljährliche Erhebung EPA, die als aussagekräftigster Indikator für den spanischen Arbeitsmarkt gilt, zählte von April bis Juni einen Anstieg von 411 000 Erwerbstätigen, womit nun 17,87 Mill. Menschen einen Job haben. Am Höhepunkt der Krise Anfang 2014 sank die Zahl der Erwerbstätigen bis auf 16,95 Millionen. Die neuen Stellen bis Juni gehen ausschließlich auf den privaten Sektor zurück, da die Zahl der Angestellten im öffentlichen Bereich unverändert blieb.In den vergangenen zwölf Monaten sind etwas mehr als eine halbe Million neue Stellen entstanden, die überwiegende Mehrheit im Dienstleistungsbereich und besonders in der Tourismusbranche, die derzeit sämtliche Besucherrekorde bricht. Die Zahl der Arbeitslosen fiel im zweiten Quartal um 5,4 % auf nun 5,15 Mill. Personen. Die Zahl der Erwerbspersonen, also jener Personenkreis, der dem Arbeitsmarkt zur Verfügung steht, verzeichnete einen leichten Anstieg, da die nun besseren wirtschaftlichen Aussichten offenbar mehr Menschen dazu animieren, einen Job zu suchen und zu bleiben. Die Regierung geht für das laufende Jahr von einem Wachstum des Bruttoinlandprodukts (BIP) von 3,3 % aus; auch sämtliche Volkswirte und Wirtschaftsinstitute prognostizieren inzwischen einen Anstieg von mindestens 3 %. Vor “Frivolitäten” gewarntRajoy und seine Minister feierten gestern die neuen Zahlen. Der Ministerpräsident verwies darauf, dass Spanien vor seinem Amtsantritt die Hälfte aller neuen Arbeitslosen in der Europäischen Union stellte; nun würden mehr als die Hälfte aller neuen Stellen in der EU hier geschaffen. Rajoy schrieb den Rückgang der Arbeitslosigkeit seinen Reformen zu und warnte seine Landsleute gestern vor Experimenten und “Frivolitäten” in Anspielung auf die bevorstehenden Parlamentswahlen Ende des Jahres, bei denen die Sozialisten und die Linkspartei Podemos den Konservativen die Macht streitig machen.Die Schwachstelle des Arbeitsmarktes ist der nach wie vor zu hohe Anteil an zeitlich befristeten Verträgen. Sie machen gut 25 % aller Beschäftigungsverhältnisse aus. Die große Mehrheit der neuen Stellen waren auch im zweiten Quartal wieder Zeitverträge, von denen wiederum die Hälfte eine Dauer von maximal nur drei Monaten hat; ein weiteres Viertel ist auf ein oder zwei Wochen abgestellt. Dies liegt freilich an der Natur der extrem saisonabhängigen Tourismusbranche. Die Regierung macht nun Druck auf die Arbeitgeber, damit sie unter den klar besseren volkswirtschaftlichen Rahmenbedingungen mehr qualitativ hochwertige Stellen schaffen. Einer weiteren Arbeitsmarktreform hat Rajoy aber vorerst eine Absage erteilt.