ahe/ck/ms Brüssel/Frankfurt – Mit teilweise deutlich steigenden Kursen haben die europäischen Aktienmärkte gestern auf die von EU-Kommissionschef Jean-Claude Juncker und US-Präsident Donald Trump erzielte Verständigung im Handelsstreit reagiert. Vor allem Automobilaktien wurden von den Entspannungssignalen getrieben, da die angekündigten Zölle auf Autoimporte zunächst vom Tisch zu sein scheinen.Juncker und Trump hatten vereinbart, neue Gespräche über einen kompletten Wegfall von Zöllen, nichttarifären Handelshemmnissen und Subventionen zu beginnen. In diesen Verhandlungen wird die Automobilindustrie zwar zunächst ausgeklammert. Solange die Gespräche laufen, wird es aber auch keine neuen Zölle in der Branche geben. Juncker und Trump kündigten an, auch eine Reform der Welthandelsorganisation WTO gemeinsam angehen zu wollen. Als Zugeständnis an Trump wurde die Erklärung der EU gewertet, künftig mehr Sojabohnen und Flüssigerdgas (LNG) aus den USA importieren zu wollen. In Brüssel hieß es hierzu lediglich, der Markt werde in beiden Fällen aber nicht außer Kraft gesetzt.In China wurde der Ausgang des Juncker-Trump-Treffens im Wesentlichen skeptisch aufgenommen. Die Bundesregierung lobte dagegen das “konstruktive Vorgehen”. Die Verständigung, die so nicht erwartet worden war und einen Stimmungswandel im festgefahrenen Handelsstreit bedeutete, erhielt viel Beifall in der Wirtschaft. Auch die Chefin des Internationalen Währungsfonds (IWF), Christine Lagarde, und der Präsident der Europäischen Zentralbank (EZB), Mario Draghi, zeigten sich zufrieden. “Das ist ein gutes Zeichen”, sagte Draghi gestern nach der Zinssitzung in Frankfurt, bei der der EZB-Rat seinen eingeschlagenen Kurs bestätigte. Für ein finales Urteil über die Übereinkunft zwischen der EU und den USA sei es zwar zu früh. Sie zeige aber den Willen, Handelsthemen in einem multilateralen Rahmen zu führen. Draghi warnte erneut vor einem Handelskrieg mit immer neuer Vergeltung. Dieser würde das wirtschaftliche Klima komplett verändern, sagte er.Der Stoxx-Index der Automobilaktien legte um 2,6 % zu und war damit das mit Abstand stärkste Branchenbarometer des Tages. Aufgrund der starken Entwicklung der Autoaktien war der Dax mit einem Gewinn von 1,8 % auf 12 809 Punkte der stärkste europäische Index. Im Verlauf erreichte er bei 12 828 Zählern den höchsten Stand seit fünf Wochen. BMW waren mit einem Gewinn von 4,4 % der stärkste Dax-Wert.—– Nebenstehender Kommentar- Schwerpunkt Seite 7- Berichte Seiten 5 und 18