Stark für deutschen Draghi-Nachfolger

Ex-EZB-Chefvolkswirt: Debatte aber verfrüht - Kritik an Kurs der Notenbank

Stark für deutschen Draghi-Nachfolger

ms Frankfurt – Ex-EZB-Chefvolkswirt Jürgen Stark macht sich für einen Deutschen als Nachfolger von EZB-Präsident Mario Draghi stark, wenn dessen Amtszeit Ende 2019 endet – auch wenn er die Diskussion zum jetzigen Zeitpunkt als verfrüht erachtet. “Ich meine, dass 2019 – also mehr als zwei Jahrzehnte nach Schaffung der EZB – ein hoch qualifizierter deutscher Kandidat ins Rennen gehen sollte”, sagte Stark im Interview der Börsen-Zeitung. Die Diskussion komme zweieinhalb Jahre vor Ende von Draghis Amtszeit aber viel zu früh, sagte er nach Berichten, dass Bundeskanzlerin Angela Merkel und Finanzminister Wolfgang Schäuble (beide CDU) Bundesbankpräsident Jens Weidmann zum Nachfolger Draghis machen wollen. “Das kann eher schaden”, sagte Stark.Stark attackierte erneut scharf den ultralockeren Kurs der Europäischen Zentralbank (EZB). “Was ich kritisiere, ist, dass die ultralockere EZB-Politik unangemessen ist, sie asymmetrische Wirkungen hat und die Zentralbank zu einem ,political player` geworden ist”, sagte er. Die EZB habe ihr Mandat inzwischen “völlig überzogen”. Stark forderte eine rasche geldpolitische Wende: “Die Zeit ist überreif für einen Kurswechsel in der EZB-Politik.” Zuletzt hat auch unter den aktuellen EZB-Ratsmitgliedern die Debatte über eine künftige Wende an Fahrt aufgenommen. In Notenbankkreisen fürchten aber viele immer noch, dass zu frühe Signale oder gar Entscheidungen in diese Richtung die Erholung von Wirtschaft und Preisentwicklung zunichtemachen könnten. Mit Spannung wird die nächste Zinssitzung am 8. Juni erwartet.Stark kritisierte auch den Wandel der Notenbank, die einst nach dem Bundesbank-Vorbild gestaltet worden war. “Mit der Ausnahme, dass die EZB nach wie vor ihren Sitz in Frankfurt hat, ist an deutscher Prägung nichts mehr erkennbar”, sagte er. “Man folgt jetzt dem geldpolitischen Mainstream: Inflation als Ziel. Das ist vielleicht in anderen Ländern zu vermitteln, aber nicht in Deutschland”, sagte Stark.—– Interview Seite 7