Starker Rückhalt in der Bevölkerung
wf Berlin
Industriepräsident Siegfried Russwurm hat die Politik aufgefordert, stärker konkrete Maßnahmen für den Klimaschutz zu benennen. „Die Diskussion wird darum gehen müssen, wie wir die Ziele erreichen und was sie kosten“, sagte Russwurm in seiner Funktion als Vorsitzender des Gemeinschaftsausschusses der gewerblichen Wirtschaft bei der Vorstellung einer Studie zu Nachhaltigkeit und sozialer Marktwirtschaft. Es reiche nicht aus, Ziele zu benennen. „Wir müssen uns über den Einsatz der Mittel unterhalten“, sagte Russwurm.
Die Bundesregierung hatte zuletzt auf Druck des Bundesverfassungsgerichts das Ziel der Klimaneutralität in Deutschland von 2050 auf 2045 vorgezogen. Wie es erreicht werden soll, ließ die schwarz-rote Koalition dabei aber offen. Die soziale Marktwirtschaft ist nach Auffassung der Wirtschaft als Problemlöser für die aktuellen gesellschaftlichen Herausforderungen wie den Klima- und Umweltschutz geeignet. Dies sehen die im Gemeinschaftsausschuss organisierten führenden Wirtschaftsverbände durch die Ergebnisse der Studie des Forschungsinstitutes Allensbach gestützt.
Danach ist der Rückhalt für die soziale Marktwirtschaft derzeit so groß wie nie zuvor in 25 Jahren: 56% der Bürger haben eine gute Meinung vom deutschen Wirtschaftssystem. Nur 15% sehen sie als nicht gut an. Steffen de Sombre, Projektleiter am Institut für Demoskopie Allensbach, unterstrich: „Auch Personen aus weniger einkommensstarken Sozialschichten stehen der sozialen Marktwirtschaft derzeit deutlich eher befürwortend als ablehnend gegenüber.“ De Sombre zufolge spiegele sich darin auch die lange Phase wirtschaftlichen Wachstums vor der Coronakrise wider, von der sehr weite Kreise der Bevölkerung profitiert hatten. Die Forscher hatten im Juli 1028 Personen befragt.
Bürger verlangen faire Löhne
Zentrale Anforderungen an ein Wirtschaftssystem stellt die Bevölkerung demnach mit Blick auf faire Löhne (80%) und möglichst sichere Arbeitsplätze (69%). Leistungsgerechte Entlohnung erwarten 70%. Umwelt- und Klimaschutz sowie Nachhaltigkeit, die nicht künftige Generationen belastet, verlangten jeweils 60% der Befragten vom Wirtschaftssystem. Verteilungsgerechtigkeit folgt erst danach mit 59%.