Startup-Verband dringt auf innovative Strategie 2.0
Start-ups setzen auf Strategie 2.0
Innovationsagenda vorgelegt – VC-Finanzierungslücke von 30 Mrd. Euro bis 2030 schließen
Der deutsche Startup-Verband will die jährliche Finanzierungslücke für Venture-Capital-Investitionen von 30 Mrd. Euro bis 2030 schließen. Wie dafür mehr privates Kapital mobilisiert werden kann, hat der Verband in seiner Innovationsagenda zusammengetragen. Unter anderem sind funktionierende Exit-Kanäle nötig.
wf Berlin
Mit seiner Innovationsagenda 2030 will der Startup-Verband deutliche mehr privates Kapital für den Venture-Capital-Sektor mobilisieren. Die mehr als 50-seitige Agenda sei mittelfristig ausgerichtet. Sie nehme nicht nur diese, sondern auch die nächste Regierung in die Pflicht, sagte Vorstandsvorsitzende Verena Pausder bei der Vorstellung der Agenda in Berlin.
„Weltklasse made in Germany sollte unser Anspruch sein“, sagte Pausder. Für die Ampel-Regierung habe der Verband einige „Quick Wins“, die noch in dieser Legislaturperiode umgesetzt werden könnten. Mit der Innovationsagenda will der Verband die Start-up-Strategie des Bundes weiterentwickeln und auf die Stufe 2.0 heben.
Die jährliche Finanzierungslücke bei Venture Capital (VC) betrage 30 Mrd. Euro, konstatierte Co-Verbandsgeschäftsführer Christoph Stresing. Das jährliche Investitionsvolumen von rund 6 Mrd. Euro muss demnach vervielfacht werden, um die Zielmarke des Verbands zu erreichen: 1% des Bruttoinlandsprodukts (BIP) von zuletzt 4,2 Bill. Euro. In den 1950er und 1960er Jahren waren Stresing zufolge hierzulande 3% bis 4% des BIP jährlich in Gründungen geflossen.
Punkte zügig angehen
Zügig und noch in der laufenden Legislaturperiode könnten drei Punkte aus der umfangreichen Agenda als Quick Wins umgesetzt werden. Das digitale Visaverfahren für Talente aus Drittstaaten sollte in relevanten Ländern zügig starten. Die angestrebte Fachkräfteeinwanderung wird derzeit durch monatelange Visaverwaltung konterkariert.
Zudem dringt der Verband auf befristete Einkommensteuervergünstigungen für neue ausländische Fachkräfte. Bei der Besteuerung von Mitarbeiterbeteiligungen soll zudem gewährleistet sein, dass verbundene Unternehmen in die Neuregelung des Zukunftsfinanzierungsgesetzes (§19 EStG) einbezogen werden. Laut Referentenentwurf plant das Bundesfinanzministerium, den Steuerfreibetrag von 2.000 auf 5.000 Euro zu erhöhen.
Um mehr privates Kapital etwa von Pensionskassen oder Versicherern zu mobilisieren, setzt die Innovationsagenda auf passende Vehikel wie den Wachstumsfonds des Bundes. Nur so könnten großvolumigere Investitionen, wie sie Unternehmen in der Wachstumsphase brauchen, abgebildet werden. Der Verband rät zu unterschiedlichen Chancen-Risiko-Profilen, um verschiedene Investorenkategorien zu adressieren. Auch Privatanleger sollten investieren können.
Bessere Exit-Kanäle
Zudem dringt der Startup-Verband auf bessere Exit-Kanäle. Der Schlüssel für mehr Börsengänge in Deutschland und Europa liege im europäischen Kapitalmarkt. Zusammen mit den europäischen Börsenbetreibern hatte der Verband daher vor wenigen Tagen einen Brandbrief an die EU-Finanzminister und die Kommission in Brüssel geschrieben. Die Europäische Union soll unter anderem die grenzüberschreitenden Transaktionskosten für Eigenkapital-Investments senken. Eine der wesentlich Barrieren sei die komplexen und unterschiedlichen Steuersysteme in Europa.