KONJUNKTUR

Stimmungsverderber

Eigentlich sind alle Ingredienzien für einen fulminanten Aufschwung in Deutschland vorhanden: Die Löhne und die Beschäftigung steigen, die niedrigen Zinsen animieren zu noch mehr Konsum und schieben auch die Investitionen an. Zugleich sorgt der...

Stimmungsverderber

Eigentlich sind alle Ingredienzien für einen fulminanten Aufschwung in Deutschland vorhanden: Die Löhne und die Beschäftigung steigen, die niedrigen Zinsen animieren zu noch mehr Konsum und schieben auch die Investitionen an. Zugleich sorgt der schwache Euro für bessere Absatzchancen deutscher Produkte im Ausland. Und auch einige der bisherigen Euro-Krisenländer scheinen aus der Talsohle zu kommen. Die Bremseffekte der Haushaltskonsolidierung in der Eurozone lassen zudem nach. Obendrein wirkt der aktuelle Ölpreisverfall wie ein Konjunkturprogramm. Die DekaBank veranschlagt allein die Wachstumseffekte des schwachen Euro und der sinkenden Energiepreise für Deutschland auf insgesamt gut einen halben Prozentpunkt.Und vor diesem Hintergrund soll die heimische Wirtschaft nicht einmal ein Wachstum von 2 % hinkriegen? Bundesbank, Bundesregierung und Wirtschaftsweise rechnen für 2015 mit einem Plus irgendwo zwischen 1,0 und 1,3 %. Nur manche Wirtschaftsforschungsinstitute geben sich in ihren aktuellsten Prognosen optimistischer. Das Ifo-Institut etwa erwartet 1,5 %, und die Ökonomen von Kiel Economics halten sogar ein Wachstum von 2,5 % für möglich. Ein Plus jenseits von 1,5 % müsste sich in einer so hoch entwickelten Volkswirtschaft wie der deutschen eigentlich wie ein regelrechter Boom anfühlen – tut es aber nicht.Dass keine richtige Wachstumsstimmung aufkommt, liegt vor allem an der grassierenden Verunsicherung. Neben der Ukraine-Krise, welche das Osteuropageschäft hemmt, trägt die mit den anstehenden Neuwahlen in Griechenland wieder aufflackernde Sorge einer Euro-Krise mit dazu bei. Hinzu kommen aber auch hausgemachte Stimmungsverderber: angefangen mit der dilettantisch eingefädelten Energiewende, die Investoren in den Attentismus treibt, bis hin zu den demografisch gesehen völlig verfehlten sozialen Ausgabenprogrammen wie der Rente mit 63. Letztere verschärft den Facharbeitermangel noch und verschlechtert die Attraktivität des Wirtschaftsstandorts insgesamt. Kein Wunder, dass Umfragen zufolge zwar die Konsumenten noch eins drauflegen wollen, um die günstige Entwicklung zu nutzen, die Unternehmen sich bei den Investitionen aber weiter zurückhalten wollen. Damit werden wichtige Zukunftsausgaben unterlassen, wodurch Wachstumspotenzial verloren geht. Der durch den Ölpreisverfall ausgelöste Konjunkturschub dürfte also allenfalls einen Strohfeuereffekt auslösen. Eine große Chance wird vertan.