Streikkasse der IG Metall ist gut gefüllt

"Auf alles vorbereitet" - Mitgliederzahl stabil

Streikkasse der IG Metall ist gut gefüllt

ba Frankfurt – Die IG Metall hat die Forderungen der Gewerkschaft nach mehr Lohn und der Möglichkeit der Arbeitszeitverkürzung für die laufende Tarifrunde der Metall- und Elektroindustrie verteidigt. Dank einer gut gefüllten Streikkasse sieht sie sich “voll aktionsfähig”. Grundlage der finanziellen Kraft und Unabhängigkeit seien die Mitglieder, erklärte IG-Metall-Hauptkassierer Jürgen Kerner am Dienstag bei der Jahrespressekonferenz in Frankfurt. 2017 war die Mitgliederentwicklung laut Gewerkschaftschef Jörg Hofmann stabil: knapp 107 000 Neuaufnahmen standen 94 000 Austritte gegenüber. Damit kletterte die Zahl der Mitglieder, die in den Betrieben arbeiten, auf 1,571 Millionen und damit den höchsten Wert seit über zehn Jahren. Dass die Zahl der Mitglieder leicht auf 2,263 Millionen zurückgegangen ist, lag laut Vorstandsmitglied Christiane Benner an dem Minus bei Rentnerinnen und Rentnern sowie den Arbeitslosen. Die Mitgliedsbeiträge legten um 2,5 % auf 561 Mill. Euro zu – auch dies ein Rekordwert. Entscheidung am 26. Januar15 % der Beitragseinnahmen fließen jährlich in den Posten “Rückstellungen und Rücklagen” – 2017 waren dies 84 Mill. Euro – und festigen damit auch die Streikkasse der IG Metall. Deren genaue Höhe wollte Kerner allerdings nicht verraten. Hofmann sieht allerdings eher die Physis der Metaller schwinden, als dass die Streikkasse aufgebraucht würde. Er begrüßte die erste Bewegung der Arbeitgeber bei den Verhandlungen in Baden-Württemberg in der vergangenen Woche. Ob dies aber genüge, sei nicht klar. Nach der Sitzung aller regionalen Tarifkommissionen will der Gewerkschaftsvorstand am 26. Januar entscheiden, “ob eine Lösung am Verhandlungstisch gefunden werden kann oder ob eine Eskalation unvermeidlich ist”. An einem langen Tarifstreit habe die Gewerkschaft kein Interesse, der Ball liege nun im Feld der Arbeitgeber. “Wir sind auf alles vorbereitet”, unterstrich der Gewerkschaftschef, “auch auf bundesweite ganztägige Warnstreiks oder eine Urabstimmung und damit unbefristete Flächenstreiks in einzelnen Regionen”.Seit Ende der Friedenspflicht haben sich bundesweit rund 425 000 Gewerkschaftsmitglieder an den Warnstreiks beteiligt. Die IG Metall fordert 6 % mehr Lohn für zwölf Monate sowie die individuelle Möglichkeit, bei Teillohnausgleich bis zu zwei Jahre lang die Wochenarbeitszeit auf 28 Stunden zu reduzieren. Das Arbeitgeberangebot einer Lohnerhöhung von 2 % bezeichnete Hofmann erneut als “Provokation”. Das bislang nur in Baden-Württemberg etablierte Modell der Arbeitszeitkonten, die bei guter Auslastung aufgefüllt und bei schlechter Auslastung die Beschäftigung sichern, hätte er gerne bundesweit. Nicht verhandeln möchte er hingegen über eine von Arbeitgebern ins Spiel gebrachte Arbeitszeitausweitung.Mit Blick auf das Sondierungsergebnis von Union und SPD zeigte Hofmann sich erfreut über die geplante Einführung der Möglichkeit zur befristeten Teilzeit. Das Festhalten an der “schwarzen Null” allerdings führe dazu, dass zu wenig in Bildung und Infrastruktur investiert werde.