Studie: Deutschland fällt als Wirtschaftsstandort zurück

Commerzbank sieht Handlungsbedarf in der Politik

Studie: Deutschland fällt als Wirtschaftsstandort zurück

jw Frankfurt – Deutschland fällt im Standortvergleich innerhalb der EU immer weiter zurück. Das ist das Ergebnis einer aktuellen Commerzbank-Studie, die Daten aus dem “Doing-Business-Bericht” der Weltbank auswertet. Darin bewertet die Bank die Standortqualität eines Landes aus der Sicht klein- und mittelständischer Unternehmen. Während sich Deutschland vor zehn Jahren noch auf den vorderen Rängen unter den EU-Ländern behauptete, ist das Land mittlerweile in das Mittelfeld abgerutscht.Die von der Weltbank befragten Experten – darunter Unternehmer, Juristen, Berater, Wirtschaftsprüfer sowie Staatsbedienstete – beklagen, dass die öffentliche Verwaltung in Deutschland in den vergangenen Jahren schwerfälliger geworden sei. So dauerten etwa Gerichtsverfahren spürbar länger als vor zehn Jahren. Auch die Bearbeitung der Steuerunterlagen nehme für die Unternehmen immer mehr Zeit in Anspruch. In zwei Dritteln der EU-Länder gelinge die steuerliche Abwicklung zum Teil erheblich schneller. Firmen in Großbritannien, Schweden oder den Niederlanden benötigten in etwa nur die Hälfte der Zeit. Im Gegensatz dazu hätten andere Länder, allen voran osteuropäische Staaten, Boden gutgemacht und in den vergangenen Jahren Unternehmen das Leben deutlich erleichtert. So hätten Länder wie Lettland, Litauen, Slowenien und Tschechien ihren Staatsapparat deutlich entschlackt. Unternehmer könnten heute im Vergleich zu Deutschland in der Hälfte der Zeit Firmen gründen, und das zu einem Drittel der Kosten.Bei der preislichen Wettbewerbsfähigkeit, aber auch im Steuerwettbewerb gibt es der Studie zufolge ebenfalls Nachteile. Die Lohnstückkosten in Deutschland steigen seit Jahren ähnlich schnell wie in Italien zu Beginn der 2000er Jahre und damit spürbar schneller als in den anderen Euro-Ländern. Ein maßgeblicher Grund dafür ist der Studie zufolge das Zurückrollen der Schröderschen Arbeitsmarktreformen. Die Autoren warnen davor, dass eine neue Bundesregierung den Arbeitsmarkt stärker regulieren könnte als bisher und damit die preisliche Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Wirtschaft weiter abnehmen könnte.