Tarifforderungen auf Vorjahresniveau

Gewerkschaften verlangen 5,5 bis 6 Prozent

Tarifforderungen auf Vorjahresniveau

arp Frankfurt – Die Forderungen der Gewerkschaften in der gerade begonnenen Tarifrunde liegen zumeist bei 5,5 % bis 6,0 % mehr Lohn und bewegen sich somit auf dem Niveau des vergangenen Jahres. Das sagte Thorsten Schulten, Leiter des Tarifarchivs des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung, bei der Vorlage des tarifpolitischen Jahresberichtes am Dienstag. Neben der reinen Gehaltsforderung rücken in vielen Branchen zunehmend Fragen der Selbstbestimmung der Beschäftigten bei Arbeitszeiten in den Mittelpunkt der Verhandlungen, so das WSI.Das vergangene Jahr war ein Gutes für die Arbeitnehmer. Die tariflich vereinbarten Löhne und Gehälter stiegen nominal im gesamtwirtschaftlichen Durchschnitt um 3 %. Rechnet man die Teuerungsrate von 1,9 % heraus, so betrug der Lohnzuwachs immer noch 1,1 %. Somit hat die Lohnentwicklung 2018 an Dynamik gewonnen. In den beiden vorangegangenen Jahren gelangen den Gewerkschaften in den Tarifverhandlungen nur durchschnittliche Steigerungen von jeweils 2,4 %.Schon in der zurückliegenden Tarifrunde ging es aber nicht nur um Geld. “Mit der Tarifrunde 2018 haben die Gewerkschaften nicht nur kräftige Lohnzuwächse durchgesetzt, sondern haben auch eine Renaissance der tariflichen Arbeitszeitpolitik eingeleitet”, sagt Schulten. So wurde beispielsweise in der Metall- und Elektroindustrie, bei der Deutschen Post oder bei Teilen des öffentlichen Nahverkehrs erstmalig die Möglichkeit geschaffen, dass Beschäftigte auf einen Teil der vereinbarten Lohnerhöhung verzichten und stattdessen zusätzliche freie Tage wählen können. Besonders hohe Tarifabschlüsse gelangen den Gewerkschaften 2018 mit einem Plus von 5,2 % im Bauhauptgewerbe. Am niedrigsten stiegen die Löhne bei den Banken mit 1,3 % und in der Textilindustrie mit 1,2 %.