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"The Donald" sucht Assistenz der Geschäftsleitung

Von Stefan Paravicini, New York Börsen-Zeitung, 12.11.2016 Der Posten ist so etwas wie die Assistenz der Geschäftsleitung der Vereinigten Staaten. Der Stabschef des Weißen Hauses ist ein gern übersehenes Amt, dessen Einfluss aber kaum zu...

"The Donald" sucht Assistenz der Geschäftsleitung

Von Stefan Paravicini, New YorkDer Posten ist so etwas wie die Assistenz der Geschäftsleitung der Vereinigten Staaten. Der Stabschef des Weißen Hauses ist ein gern übersehenes Amt, dessen Einfluss aber kaum zu überschätzen ist. Denn der ranghöchste Mitarbeiter im Executive Office des US-Präsidenten verwaltet nicht nur die Liegenschaft und den Kalender, er ist oft auch erster politischer Berater des Präsidenten und hat großen Einfluss darauf, wer sonst Zugang zum ersten Mann im Staate hat. Die Nummer 2 im StaateDer White House Chief of Staff wird gelegentlich auch als zweitmächtigster Posten in Washington bezeichnet und dann meist wieder vergessen. Schon einmal etwas von Denis McDonough gehört? Genau, der Mann hat seit 2013 als Stabschef von Barack Obama im Weißen Haus das Sagen. Unter Donald Trump, der sich in der Nacht zum Mittwoch bei der Wahl zum 45. Präsidenten und Nachfolger von Barack Obama überraschend gegen Hillary Clinton durchsetzte, dürfte dem Stabschef besondere Bedeutung zukommen, da mit dem Immobilienunternehmer das erste Mal ein Präsident ins Weiße Haus einzieht, der bisher kein einziges öffentliches Amt bekleidet hat. Als Favoriten für den Posten wurden vor dem Wochenende Reince Priebus, Steven Bannon und Corey Lewandowski genannt, wobei die beiden Erstgenannten wohl das Rennen unter sich ausmachen werden.Trump soll zum ehemaligen Marineoffizier und Goldman-Sachs-Banker Bannon tendieren, der sich seit 2012 als Herausgeber der rechtskonservativen Nachrichten- und Meinungsseite “Breitbart” einen Namen als das Sprachrohr der sogenannten Alternativen Rechten (Alt-Right) in den USA gemacht hat. Das Umfeld des gewählten nächsten US-Präsidenten schlägt derweil aus gutem Grund die Hände über dem Kopf zusammen, wie in US-Medien unter Berufung auf Insider zu lesen ist.Lässt sich Trump nämlich weiterhin von dem 62-Jährigen einflüstern, der im August seine Aufgaben bei “Breitbart” ruhen ließ und seither als erster politischer Berater des Wahlkampfteams fungierte, dürfte es mit dem in den vergangenen Tagen zur Schau gestellten Zusammenhalt zwischen “The Donald” und den Republikanern im Kongress bald vorbei sein. Bannon, der in Harvard studierte, hegt eine tiefe Abscheu gegen das politische Establishment in Washington und dürfte den republikanischen Mehrheitsführern im Kongress, Paul Ryan und Mitch McConnell, den Umgang mit dem Präsidenten erschweren. Reince Priebus SuperstarReince Priebus, seit 2011 Vorsitzender des Republican National Committee (RNC), hat dagegen bewiesen, dass er den Laden der Grand Old Party auch unter schwierigen Umständen zusammenhalten kann. Als sich im Frühjahr abzeichnete, dass Donald Trump in den Vorwahlen das Rennen machen würde, mahnte er die Partei immer wieder zur Einheit, unabhängig davon, wer am Ende die Nominierung als Präsidentschaftskandidat gewinnen würde. Dennoch kritisierte der 44-Jährige dann Trump öffentlich, etwa als der im Sommer die Familie eines gefallenen US-Soldaten muslimischen Glaubens attackierte. Bei der Siegesfeier am Mittwoch lobte Trump den RNC-Chef in höchsten Tönen. Er sei ein “Superstar”, sagte Trump über Priebus und rief ihn auf die Bühne.