Trendwende am Arbeitsmarkt erwartet

Deutsche Unternehmen erwägen Neueinstellungen

Trendwende am Arbeitsmarkt erwartet

ast Frankfurt – Die Frühindikatoren zur Situation auf dem deutschen Arbeitsmarkt geben Anlass zur Hoffnung. Das Beschäftigungsbarometer des Ifo-Instituts stieg im August auf 95,4 Punkte, nach 93,2 Zählern im Juli. Das ist der höchste Wert seit sechs Monaten. Das Arbeitsmarktbarometer des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) legte ebenfalls leicht um 0,6 Punkte auf 98,3 Punkte zu und nähert sich der Marke “neutral”.Der Corona-Lockdown hatte die deutsche Wirtschaft im zweiten Quartal mit 9,7 % so stark schrumpfen lassen wie nie. Das schlug auf den Arbeitsmarkt durch. Mittlerweile bessert sich die Lage wieder. Die Erholung sei jedoch kein Selbstläufer, mahnen Experten beider Institute. Auch ist die Entspannung am Arbeitsmarkt branchenabhängig. Erholung ist kein SelbstläuferBesonders deutlich stieg das Ifo-Beschäftigungsbarometer in der Dienstleistungsbranche. Hier verzeichnete das Institut einen Zuwachs um 6,1 Punkte. Die Dienstleister sendeten zudem Signale für Neueinstellungen. “Insbesondere in der IT-Branche werden neue Mitarbeiter gesucht”, sagte Ifo-Experte Klaus Wohlrabe. “Auf dem Arbeitsmarkt steht eine Trendwende bevor. Nachdem in den vergangenen Monaten Entlassungen liefen, sind nun erste Signale für Neustellungen sichtbar”, so Wohlrabe weiter. Auch in der Industrie legte der Frühindikator deutlich zu. “Dennoch wollen immer noch mehr Unternehmen Mitarbeiter entlassen als einstellen”, so Wohlrabe. Das zeigt sich auch im Handel. Hier rechnen die Unternehmen mit mehr Entlassungen. Im Bauhauptgewerbe lässt sich kaum eine Dynamik beobachten. Über alle Branchen hinweg betrachtet sinke das Risiko eines Arbeitsplatzverlustes jedoch.Das macht auch die leichte Verbesserung des IAB-Arbeitsmarktbarometers deutlich. “Die Arbeitslosigkeit hat sich gefangen, die Entlassungszahlen haben sich vorerst wieder normalisiert”, sagte IAB-Experte Enzo Weber. Allerdings zeichne sich ab, dass die Erholung kein Selbstläufer sei. So konnte die Beschäftigungskomponente des Frühindikators nicht an die positive Entwicklung der vergangenen Monate anknüpfen und nahm leicht um 0,3 Punkte ab. In der Krise haben sich laut IAB viele Arbeitnehmer vorläufig vom Arbeitsmarkt zurückgezogen. Die zuletzt wieder gestiegene Zahl an Corona-Neuinfektionen sorge zudem für Verunsicherung. Stabilisierend dürften sich in den kommenden Monaten die am Dienstag verlängerten Maßnahmen wie die Fortzahlung des Kurzarbeitergeldes und die verlängerte Aussetzung der Insolvenzantragspflicht für Unternehmen auswirken.Nach wie vor kritisieren Ökonomen, dass beide Instrumente eine Insolvenz- und damit eine Entlassungswelle nur verzögerten. Je länger die Antragspflicht ausgesetzt ist, desto größer die Gefahr von Zombie-Unternehmen, so Experten. Zumindest für die Arbeitnehmer bedeuten die Maßnahmen jedoch vorerst ein Mindestmaß an Sicherheit. Das dürfte sich auch im Arbeitsmarktbericht für August niederschlagen, den die Bundesagentur für Arbeit am kommenden Dienstag veröffentlicht.