Trump, der kommende Klima-Held

Von Dietegen Müller, Frankfurt Börsen-Zeitung, 20.1.2017 Donald Trumps Wahl hat an den Finanzmärkten Schockwellen durch die von erneuerbaren Energien begeisterten Investoren gesendet, nun hilft aber alles nichts mehr: Am neuen US-Präsidenten führt...

Trump, der kommende Klima-Held

Von Dietegen Müller, FrankfurtDonald Trumps Wahl hat an den Finanzmärkten Schockwellen durch die von erneuerbaren Energien begeisterten Investoren gesendet, nun hilft aber alles nichts mehr: Am neuen US-Präsidenten führt auch für Umweltbewusste und um Senkung des Treibhausgasausstoßes Bemühte kaum ein Weg mehr vorbei. Trump eilt auch in diesem Bereich ein schlechter Ruf voraus. Schon vor seiner Wahl hat er auf einem Kurznachrichtendienst immer wieder Getöse veranstaltet.Die auf Twitter kundgetanen Informationsbruchstücke gelten als Indikator für die Richtung seiner Klimapolitik. So wie es aussieht, werden die nächsten Jahre diesbezüglich frostig für Umweltschützer. “This very expensive GLOBAL WARMING bullshit has got to stop”, zwitscherte Trump vor etwas mehr als drei Jahren, was ihm heute noch nachgetragen wird. Nach 2016, einem Jahr, das als das wärmste seit Erhebung der Daten 1880 in die Bücher eingegangen ist, beweist dies jedoch nur: Auch Trump kann nicht alles. Die Klimaerwärmung lässt sich eben nicht per Dekret stoppen, weder von Klimaabkommen noch von wütenden Immobilienmagnaten. Zweimal überlegenDoch es wäre leichtfertig, nur Negatives in Bezug auf Trumps Einfluss auf erneuerbare Energien und Klimapolitik zu erwarten. Renat Heuberger, Mitgründer und Leiter des auf die Senkung von Treibhausgasen konzentrierten Spin-off der ETH Zürich, South Pole Group, meint dazu: “Überlegen Sie zweimal.” Befürchtungen in der Klimabranche, wie ein Stopp staatlicher Unterstützung für den Weltklimarat, seien zu kurz gedacht, so dürften dort andere Länder einspringen. Es könne aber sein, dass für Investoren die Unsicherheit im Bereich erneuerbare Energien zunimmt. Auch könnten andere Themen auf der Agenda mehr Aufmerksamkeit erlangen, wie ein Konflikt mit Iran oder Handelskriege.Vieles könne Trump aber gar nicht so einfach umsetzen, meint Heuberger. So sind strikte Umweltgesetzgebungen auf Ebene der Bundesstaaten verankert, wie in Kalifornien, das als besonders klimafreundlicher Standort gilt. Die kann der neue Präsident, selbst wenn er will, nicht so rasch aushebeln. Heuberger erwartet gar eine regelrechte Welle an Ideen auf lokaler und regionaler Ebene, wie Umweltschutzprojekte besser unterstützt werden können: “Trump inspiriert Klima-Leute”, findet der Schweizer “Social Entrepreneur of the Year 2011”. So könnte der US-Präsident sich unfreiwillig sogar zu einer Art “Climate Hero” verwandeln.Denn einige Schritte der neuen Regierung könnten gänzlich unbeabsichtigte Nebeneffekte auslösen. Trumps Versprechen, dem Energieträger Kohle zu einem Revival zu verhelfen, könnte durch den Plan, auch mehr auf die Förderung unkonventioneller Öl- und Gasvorkommen zu setzen, konterkariert werden. Sinkende Gaspreise würden den treibhausgasarmen Brennstoff wettbewerbsfähiger machen und die Kohlepreise drücken. Und würden die Begünstigungen und Förderprogramme für den Ausbau der Stromerzeugung mit Wind und Solar gekappt oder gestrichen, wäre ein Installationsboom vor Ablauf der Förderung zu erwarten. Das kommt doch vertraut vor: Ein ähnliches Schauspiel hat der deutsche Fotovoltaikmarkt vor jeder neuen Kürzung der Einspeisevergütung erlebt – was weder für die Zulieferer noch für die Branche insgesamt besonders nachhaltig war.Was wiederum großspurig angekündigte Infrastrukturprogramme anbelangt, würde der Bau von neuen Stromübertragungsnetzen – Super Grids – etwa auch eine Dezentralisierung der Stromversorgung insoweit einfacher machen, weil dann abgelegene, aber für Solar- und Windkraftanlagen besonders geeignete Standorte besser an das bestehende Verteilnetz angeschlossen werden könnten. Auch dies unter dem Strich also eher ein Plus für Klimafreunde. Krieg wegen dreckiger LuftDie bereits mehrfach angedrohte Aufkündigung des Pariser Klimaabkommens dürfte ebenfalls nicht so linear umsetzbar sein, wie es heute den Eindruck macht. “Paris hängt direkt zusammen mit dem Abkommen zwischen den USA und China aus dem Jahr 2014”, sagt Heuberger. Das Ende 2015 vereinbarte Abkommen von Paris will den Anstieg der Erderwärmung auf maximal 2 Grad Celsius begrenzen. Das Reich der Mitte habe aber ein großes Problem mit der Luftverschmutzung und sei kaum interessiert, die frühere – und für Paris entscheidende – Vereinbarung aufzulösen. Würde Trump darauf beharren, schließt Heuberger gar einen Handelskrieg nicht aus. ——–Einige Pläne Trumps könnten der Klimabewegung unbeabsichtigt Auftrieb geben.——-