Trump irritiert mit Deutschland-Kritik

Streit über Handelsüberschüsse - Autobau im Fokus

Trump irritiert mit Deutschland-Kritik

ge/dpa-afx Berlin/Taormina – US-Präsident Donald Trump hat mit neuerlicher Kritik am deutschen Handelsbilanzüberschuss für reichlich Aufregung gesorgt. EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker bestätigte am Freitag zwar die amerikanischen Vorwürfe. Zugleich relativierte er aber einen Bericht von “Spiegel Online”, nach dem Trump in Brüssel gesagt haben soll: “The Germans are bad, very bad.” Nein, Trump habe seine Kritik in keiner Weise aggressiv vorgetragen, sagte Juncker, um anzufügen: “Ich bin kein Spezialist im Englischen, wie man weiß, aber: ,Bad` heißt nicht böse, schlecht reicht ja.”Hintergrund der erneuten Kritik ist der seit Jahren hohe Handelsüberschuss Deutschlands mit den USA. Während hiesige Unternehmen 2016 Waren für 107 Mrd. Euro in die USA ausführten, beliefen sich die US-Exporte auf lediglich 58 Mrd. – eine Unwucht von 49 Mrd. Euro.Bundeskanzlerin Angela Merkel wies Trumps Kritik am Freitag erneut zurück und nannte diese “nicht sachgerecht”. Sie habe beim G 7-Gipfel in Sizilien mit Trump darüber gesprochen, sagte sie. Sie erinnerte daran, dass man viel mehr deutsche Direktinvestitionen in Amerika habe. Sie betonte zudem, dass Deutschland in Europa nicht allein dastehe.Wie immer waren Trump bei seiner Kritik die vermeintlich vielen Millionen deutscher Autos auf amerikanischen Straßen eingefallen: “Fürchterlich. Wir werden das stoppen”, soll er gesagt haben – woraufhin die Aktien von BMW, Daimler und VW am Freitag verloren.Dabei liegt das zwischenzeitige Dax-Schlusslicht BMW voll auf Trump-Linie: In Spartanburg in South Carolina wurden zuletzt mit 411 000 Fahrzeugen fast 45 000 Autos mehr produziert als in den USA verkauft, listet Ferdinand Dudenhöffer vom CAR – Center Automotive Research auf. Auch Mercedes fertigte jenseits des Atlantiks mit 362 000 Autos nur 19 000 weniger, als 2016 im Land verkauft wurden. Nur der VW-Konzern entspricht Trumps Vorstellungen, standen der US-Produktion in Chattanooga von 75 000 Pkw doch 526 000 Verkäufe von VW, Audi, Bentley und Porsche gegenüber. VW und Audi haben beide große Werke in Mexiko und damit innerhalb der Nafta-Zone – wobei Trump hier mit hohen Zöllen droht.In toto produzieren deutsche Hersteller mit 854 000 Autos mehr Fahrzeuge in den USA, als sie aus Deutschland (550 000) importieren, rechnet der Verband der Automobilindustrie (VDA) vor. Aus anderen, etwa britischen Fabriken, kommen weitere 457 000 Pkw hinzu. Alles in allem arbeiten 110 000 Amerikaner bei deutschen Autobauern oder Zulieferern.—– Wertberichtigt Seite 6