Trump und Ökonomen im Clinch

Die Prognosen der eigenen Berater sind dem US-Präsidenten zu pessimistisch

Trump und Ökonomen im Clinch

Von Peter De Thier, Washington2017 hatte Präsident Donald Trump versprochen, dass die US-Wirtschaft jährliche Wachstumsraten von mindestens 3 % aufweisen werde und stellte Zunahmen der Wirtschaftsleistung um 4 % in Aussicht. Nun sagen aber selbst seine eigenen Ökonomen, dass das Bruttoinlandsprodukt (BIP) deutlich langsamer zulegen wird. Für diese realistische Einschätzung könnten einige einen Preis zahlen müssen. Im Zuge einer personellen “Säuberungsaktion”, die darauf abzielt, Trumps engste Beraterkreise auf unkritische Loyalisten zu begrenzen, könnten auch Wirtschaftsexperten den Hut nehmen müssen.Den jährlichen Konjunkturbericht des Präsidenten verfasst der Beraterstab Council of Economic Advisors (CEA), den seit Juni vergangenen Jahres der gebürtige Schwede Tomas Philipson leitet. Der CEA gelangt zu dem Schluss, dass 2020 eine Wachstumsrate von 2,4 % und 2021 ein leichter Rückgang auf 2,3 % zu erwarten ist. Eine Beschleunigung würde demnach voraussetzen, dass der Kongress Infrastrukturinvestitionen verabschiedet oder für Steuersenkungen, die Ende 2017 in Gesetzesform gegossen wurden, die Befristung aufgehoben wird. Hilfreich wären auch weitere Fortschritte bei der Deregulierung und die Vereinbarung neuer Handelsabkommen.Zwar liegen die Prognosen deutlich über denen der US-Notenbank, die für das laufende Jahr eine Wachstumsrate von 2,0 % voraussagt und 2021 so wie längerfristig ein jährliches Plus von 1,9 %. Dem Präsidenten gehen aber die Zahlen nicht weit genug, und wie regierungsnahe Kreise bestätigen, könnten “sehr bald weitere Köpfe rollen”, wenn die Konjunkturexperten die Zahlen nicht “genau überprüfen und neu analysieren”. Am Rande seines Staatsbesuchs in Indien hatte der US-Präsident bereits neue Steuersenkungen für die Mittelklasse in Aussicht gestellt; er hofft, dass diese den CEA ermuntern könnten, die Prognosen nach oben zu revidieren.Prognosen zur Defizitentwicklung scheinen Trump ebenfalls gegen den Strich zu gehen. Nach Angaben des Finanzministeriums kletterte das Haushaltsdefizit vergangenes Jahr um 26 % auf 984 Mrd. Dollar. Nun sagen die White-House-Ökonomen voraus, dass die Neuverschuldung 2020 1 Bill. Dollar überschreiten wird. Zwar gibt Finanzminister Steve Mnuchin dem Kongress die Schuld an “unverantwortlichen und verschwenderischen Ausgaben”. Gleichwohl war es der Präsident, der im Zuge neuer Rekordhaushalte sowohl für den Rüstungsetat als auch den Bau einer Mauer entlang der gemeinsamen Grenze mit Mexiko großzügige Aufstockungen verlangt hat.