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Trump will Putin-Freund als Außenminister

Von Peter De Thier, Washington Börsen-Zeitung, 14.12.2016 Er hat ausländische Regierungen verklagt, brüskiert Verbündete mit umstrittenen Investitionen und zählt zu seinen besten Freunden einen Mann, dem die US-Geheimdienste vorwerfen, die...

Trump will Putin-Freund als Außenminister

Von Peter De Thier, WashingtonEr hat ausländische Regierungen verklagt, brüskiert Verbündete mit umstrittenen Investitionen und zählt zu seinen besten Freunden einen Mann, dem die US-Geheimdienste vorwerfen, die Präsidentschaftswahl manipuliert zu haben. Nun soll Rex Tillerson (64), Vorstandschef des Energiekonzerns ExxonMobil, amerikanischer Außenminister werden. Vorbehalte haben aber nicht nur führende Demokraten angemeldet. Selbst einflussreiche republikanische Senatoren wie John McCain und Lindsey Graham haben angekündigt, dass sie den Konzernlenker gründlich durchleuchten werden. Sie wollen auch explizit nicht ausschließen, dass sie seine Bestätigung letztlich ablehnen könnten.Tillerson arbeitet seit 1975 bei dem Öl- und Gasmulti, wo er direkt nach seinem Studium als Produktingenieur begann und sich schließlich 2006 zum Vorstandschef hochdiente. Ihm wird bei der Unternehmensführung eine ausgeprägte Ellenbogenmentalität nachgesagt, was er allerdings als positives Markenzeichen versteht. Sein bisweilen rabiates Vorgehen kam Tillerson gleich nach der Übernahme des Chefpostens zugute: Die legendäre Rockefeller-Familie – aus dem von John D. Rockefeller gegründeten Unternehmen Standard Oil entwickelten sich Esso und dann Exxon – wollte das Amt des Chairman und CEO trennen und damit verhindern, dass zu viel Macht in einer Person vereint wird. Doch der durchsetzungsstarke Texaner widersetzte sich, behielt die Oberhand und übt seit zehn Jahren beide Ämter aus, für die er vergangenes Jahr mehr als 27 Mill. Dollar verdiente.Für Erstaunen sorgte damals der neue Mann an der Exxon-Spitze auch mit seiner Position zur Umweltpolitik. Im Gegensatz zu anderen aus der Branche, die den Klimawandel als Fiktion verleugneten, bejahte das Unternehmen unter Tillersons Leitung das Vorhandensein des Treibhauseffekts. Der Vorstandschef selbst sprach sich sogar für die Einführung von CO2-Steuern aus. Sonderbares TimingDabei legte er sich ein weiteres Mal mit den Rockefellers an. Die traditionsreiche Familie, seit langer Zeit engagierte Aktivsten und großzügige Spender für Umweltorganisationen wie Greenpeace, unterstellte Exxon, zu lange den Klimawandel geleugnet zu haben, insgeheim aber bereits kräftig investiert zu haben, um die eigenen Technologien anzupassen und sich verstärkt auf alternative Energien zu konzentrieren. Tillerson sprach prompt von einer “Verschwörung”. Der Schlagabtausch zwischen dem rabiaten CEO und der Gründerfamilie dauert bis heute an.Bedenken haben Entscheidungsträger in Washington bei der neuen Position Tillersons aber nicht wegen seiner Haltung zum Klimawandel. Sie stört vielmehr, dass Amerikas designierter Chefdiplomat nicht zögert, politisch Etablierte vor den Kopf zu stoßen und auch im Ausland ständig anzuecken. Als Venezuelas früherer Staatspräsident Hugo Chávez die Ölindustrie verstaatlichte, gab sich Tillerson nicht wie andere mit einer Entschädigungszahlung zufrieden, sondern klagte und erhielt 1,6 Mrd. Dollar zugesprochen. Mit dem Bau von Ölfeldern in Kurdistan irritierte er die Regierung in Bagdad und zögerte trotz des anstehenden Handelsstreits mit Mexiko nicht, mit Erfolg um die Rechte für Tiefseebohrungen vor der Küste des südlichen Nachbarn zu pokern.Das größte Problem haben Skeptiker mit Tillersons engen privaten Beziehungen und Geschäftskontakten zum Kreml. Mit dem Ölgiganten Rosneft, der zu 70 % dem russischen Staat gehört, betreibt ExxonMobil zahlreiche gemeinsame Projekte. Wirtschaftssanktionen, die als Reaktion auf die Krim-Annexion verhängt wurden, steht der Manager folglich eher skeptisch gegenüber. Politiker müssten erkennen, welcher “Kollateralschaden” durch solche Entscheidungen für die heimische Industrie entsteht, schimpfte er. Mit Putin, der ihm den russischen “Freundschaftsorden” verlieh, verbindet Tillerson eine enge Beziehung, die nach Überzeugung von Industrieexperten weit über Exxons geschäftliche Interessen hinausgeht.Verschwörungstheoretiker verweisen auf das sonderbare Timing: Trump nominiert ausgerechnet dann einen engen Freund Putins als Außenminister, da Konspirationstheorien über die Beeinflussung der US-Wahl durch russische Hacker Hochkonjunktur haben. Das könne kein Zufall sein. Was Trump aber offenbar nicht irritiert. Wenn der Senat einem seiner designierten Minister die Bestätigung verweigert, “dann wird es eine Menge Ärger geben”, kokettierte der künftige Präsident.