Geldpolitik

Türkei erhöht Leitzins deutlich

Um den durch die schwache Lira importierten Preisdruck nicht ausufern zu lassen, hat die türkische Notenbank nun die Zügel kräftig angezogen. Politisch ist die Lira-Schwäche auf die Verhaftung des Oppositionspolitikers Imamoglu zurückzuführen.

Türkei erhöht Leitzins deutlich

Türkei erhöht Leitzins deutlich

Reuters Istanbul

Die türkische Zentralbank hat angesichts der schweren anhaltenden Kursverluste der Lira nach der Verhaftung des Oppositionspolitikers Ekrem Imamoglu ihren Leitzins überraschend kräftig angehoben. Der geldpolitische Schlüsselsatz steige von 42,5 auf 46,0%, teilten die Währungshüter am Donnerstag mit. Von der Nachrichtenagentur Reuters befragte Ökonomen hatten zunächst mit einem unveränderten Zinsniveau gerechnet. „Die Entschlossenheit in Bezug auf einen straffen geldpolitischen Kurs stärkt den Disinflationsprozess durch eine Abschwächung der Binnennachfrage, eine reale Aufwertung der türkischen Lira und eine Verbesserung der Inflationserwartungen“, begründete die Zentralbank ihren Schritt.

Der Kurs der Landeswährung war nach der Verhaftung auf ein Rekordtief von 42 Lira zum Dollar abgestürzt. Nach dem Zinsentscheid zog der Kurs auf 38,1 an. Auch an den Aktien- und Anleihemärkten war es wegen der politischen Unruhen zu Turbulenzen gekommen. Die Lira-Schwäche droht die Inflation wieder anzuheizen. Die Türkei importiert viele Waren aus dem Ausland, die oft in Devisen bezahlt werden müssen.

„Es wird erwartet, dass die monatliche Kerninflation bei Waren im April aufgrund der jüngsten Entwicklungen auf den Finanzmärkten leicht ansteigt“, betonte die Notenbank. Die Inflationsrate ist im März auf 38,1% und damit stärker als erwartet gesunken. Ökonomen gehen davon aus, dass die Zentralbank den Leitzins im späteren Jahresverlauf senken wird. Bis Jahresende dürfte er auf 34% fallen, sagen von Reuters befragte Experten im Schnitt voraus.

Die Währungshüter behalten auch die Folgen des Handelskriegs im Auge, der von den Zollerhöhungen von US-Präsident Donald Trump ausgelöst wurde. „Die potenziellen Auswirkungen des zunehmenden Protektionismus im Welthandel auf den Disinflationsprozess durch die globale Wirtschaftstätigkeit, die Rohstoffpreise und die Kapitalströme werden genau beobachtet“, hieß es.