WACHSENDE SORGEN UM SCHWELLENLÄNDER

Türkische Notenbank will Geldpolitik anpassen

Notenbank stellt Zinserhöhung am 13. September in Aussicht - Inflation erreicht Rekordhoch

Türkische Notenbank will Geldpolitik anpassen

jw Frankfurt – Die türkische Notenbank will angesichts der rasant steigenden Inflation nun doch geldpolitische Maßnahmen ergreifen. Die Notenbank, die im Juli trotz 15 % Inflation noch darauf verzichtet hatte, die Leitzinsen anzuheben, sieht in den jüngsten Inflationsentwicklungen “deutliche Risiken für die Preisstabilität”. Man werde in der kommenden Sitzung am 13. September den geldpolitischen Kurs anpassen, hieß es in einer gestern veröffentlichten Mitteilung. Kurz zuvor hatte das Statistikamt in Ankara bekannt gegeben, dass die Inflation im August auf 17,9 % und damit den höchsten Stand seit September 2003 gestiegen war. Nachdem die Rate im Juli noch bei 15,85 % gelegen hatte, übertraf die August-Schätzung diesmal die Befürchtungen von Analysten. Dabei spiegelt die aktuelle Teuerungsrate Experten zufolge den rasanten Wertverfall der Lira im August noch gar nicht wider – Mitte August fiel die Lira auf Rekordtiefs zum Euro und Dollar. Seit Jahresbeginn hat sie zum Dollar über 40 % an Wert verloren. Der Wertverfall treibt die Inflation nach oben, weil importierte Waren teurer werden. Ein Hinweis auf eine weitere Beschleunigung der Teuerung ist auch, dass die Erzeugerpreise im August um über 32 % zulegten, sie gelten als Indikator für die weitere Preisentwicklung. Bis Ende des Jahres rechnen Ökonomen mit einer Inflation zwischen 25 und 30 %.In Reaktion auf die Lira-Krise hat die türkische Notenbank bereits die Reserveanforderungen an bestimmte Währungsgeschäfte angehoben und heimischen Banken zusätzliche Refinanzierungsgeschäfte sowie Möglichkeiten zum Leihen von Fremdwährungen angeboten. Von einer offiziellen Zinserhöhung sahen die Währungshüter jedoch bislang ab – womöglich auch aus Rücksicht auf Staatschef Recep Tayyip Erdogan, der ein selbsterklärter Feind hoher Zinsen ist und die Kontrolle auf die Notenbank zuletzt ausgeweitet hatte.Ökonomen sehen die jüngste Ankündigung daher als Zeichen, dass die Notenbank einen Teil ihrer Unabhängigkeit wiederherstellen könnte. “So ein Versprechen erhöht den Druck auf die Zentralbank, eine Zinserhöhung zu liefern”, sagt Devisenexperte Piotr Matys von der Rabobank in London. “Die Notenbank hat die Messlatte für sich selbst hochgelegt, dass sie die Markterwartungen am 13. September übertreffen wird.”