Ukraine-Krise verunsichert Wirtschaft

KfW kappt BIP-Prognose - Ost-Ausschuss fürchtet Einbruch beim Handel - Mittelstand bremst Investitionen

Ukraine-Krise verunsichert Wirtschaft

Die Ukraine-Krise belastet die Wirtschaft immer mehr. Während die KfW ihre BIP-Prognose zurücknahm, beobachtet der Ost-Ausschuss einen deutlichen Rückgang bei den Exporten gen Osten. Auch im Mittelstand trübt sich die Stimmung deutlich ein.ge Berlin – Die unbefriedigende wirtschaftliche Entwicklung in Europa, aber auch die zunehmend schlechtere Stimmung angesichts der geopolitischen Spannungen, welche die Investitionsbereitschaft von Unternehmen drückt, veranlassen die KfW, ihre bisherigen Konjunkturprognosen zu kappen. Erwarteten die Volkswirte bis dato für Deutschland ein Wachstum des Bruttoinlandsprodukts (BIP) von 2,0 % für dieses und von 1,6 % für das nächste Jahr, so hält die KfW nun nur noch ein Plus von 1,6 % für 2014 und von 1,5 % für 2015 für möglich. Die weiterhin erfreuliche Binnennachfrage reiche nicht aus, um die dämpfenden Effekte vollständig zu kompensieren, urteilt KfW-Chefvolkswirt Jörg Zeuner. Immerhin werde das BIP 2014 erstmals seit drei Jahren wieder ein nennenswertes Plus verzeichnen – trotz der politischen Krisen in der Ukraine und Nahost.Währenddessen registriert der Ost-Ausschuss der Deutschen Wirtschaft schon im ersten Halbjahr deutliche Einbußen bei den Exporten nach Russland, in die Ukraine und weitere Länder der Region. So gingen die Ausfuhren nach Russland binnen Jahresfrist um gut 15 % oder 2,8 Mrd. Euro zurück. Das Minus bei den Exporten in die Ukraine summierte sich im gleichen Zeitraum auf 880 Mill. Euro, was einem Rückgang von knapp einem Drittel entspricht. Maschinen ja, Ersatzteile neinDer Ost-Ausschuss erwartet, dass sich dieser negative Trend wegen der im August eingeführten gegenseitigenWirtschaftssanktionen noch beschleunigt. “Es ist nicht ausgeschlossen, dass wir am Ende des Jahres im Russlandhandel bei einem Exportminus von 20 bis 25 % ankommen werden”, sagte der Ausschuss-Vorsitzende Eckhard Cordes. Zugleich registrierte der Ost-Ausschuss in einer Umfrage erhebliche Unsicherheiten bei deutschen Unternehmen, wie die Embargovorschriften auszulegen sind. Während die Lieferung ganzer Maschinen – etwa Bagger, Landmaschinen oder Eisenbahnen – oft unbedenklich sei, “sind deren Ersatzteile wegen einer möglichen militärischen Verwendung plötzlich ein Problem”, beobachtet Cordes. Diese Unsicherheit und zunehmende Lieferverzögerungen führten dazu, dass sich russische Kunden “reihenweise nach Lieferanten aus anderen Ländern umsehen”. Mehr exportiert wurde im Halbjahr nach Polen, Tschechien und Ungarn.Ähnliches vermerkt die Beratungsgesellschaft EY (einst Ernst & Young) bei einer Umfrage unter Mittelständlern im Juli. Demnach hinterlässt die Ukraine-Krise bei 22 % der Industriebetriebe Schleifspuren in den Bilanzen. Bei Handelsfirmen gab nahezu jeder Fünfte negative Auswirkungen an. “Die Lage im deutschen Mittelstand ist noch immer gut – die Stimmung aber längst nicht mehr”, resümiert Peter Englisch, Partner bei EY, die Ergebnisse des aktuellen Mittelstandsbarometers. Es herrsche große Unsicherheit, vor allem in Richtung Russland. Das koste Vertrauen und bremse Investitionen. Mit der aktuellen Geschäftslage zeigten sich dennoch 56 % der Befragten rundum zufrieden – ein Rekord. Allerdings habe sich der Ausblick deutlich eingetrübt, weswegen die Firmen ihre Erlösprognosen leicht gekappt hätten.