Umsatzsprung im Großhandel
Die deutschen Großhändler erwarten für dieses Jahr ein deutliches Umsatzwachstum – das allerdings wie schon 2022 zu weiten Teilen auf steigenden Preisen beruhen dürfte. 2023 könne wieder ein positives Jahr werden, sofern der Ukraine-Krieg keinen Flächenbrand auslöse und die Unternehmen in ihren betrieblichen Anpassungen weiter vorankämen, erklärte Dirk Jandura bei der Jahresauftaktkonferenz des Bundesverbandes Großhandel, Außenhandel, Dienstleistungen (BGA). Die Stimmung im Großhandel hierfür wäre gegeben.
Inflationsbereinigt bliebe von dem prognostizierten Sprung um 8% auf knapp 1,9 Bill. Euro nur mehr ein Plus von etwa 1%. Im vergangenen Jahr waren die Umsätze um 16% auf 1,74 Bill. Euro gestiegen (siehe Grafik). Allerdings, so erklärte BGA-Präsident Jandura, hätten die Unternehmen „dazu gerade einmal etwa 0,8% an Gütern und Dienstleistungen mehr erbracht“. Die Differenz sei in den erheblichen Kostensteigerungen auf der Einkaufsseite begründet. Das „stimmt mich besorglich, wenn diese Entwicklung anhalten sollte“, so Jandura. Eine gute Nachricht sei, dass der Preisdruck allmählich nachlasse – seit Herbst entspanne sich die Lage.
Einer der wesentlichen Kostenfaktoren sind die Preise für Energie und Strom: 4% der befragten Großhändler sehen sich durch den Kostenanstieg existenziell bedroht. 40% verkraften diesen gerade noch. Und 27% erwarten noch steigende Belastungen. Mehr als die Hälfte der Befragten sehen sich laut Jandura bereits mit Kostensteigerungen teilweise bis zu einer Verdoppelung konfrontiert, bei 3% stiegen die Kosten sogar auf mehr als das Vierfache. Die Sicherung bezahlbarer und verlässlicher Energieversorgung gehört daher für 57% der Großhändler zu den vordringlichsten wirtschaftspolitischen Maßnahmen. Getoppt wird dies nur von dem Wunsch nach einfacheren und schnelleren staatlichen Verfahren, um Investitionen zu erleichtern. Diesen Wunsch hegen 68% der Befragten.
Als zweiten wesentlichen Kostenfaktor bezeichnete Jandura die Lager im Großhandel und damit die Versorgungssicherheit. Nur bei weniger als 10% sei die Versorgung gesichert. Um die Kundennachfrage verlässlich bedienen zu können, würden fast vier von fünf Befragten daher ihre Lager auffüllen und größere Mengen bevorraten. Allerdings bedeutet dies Jandura zufolge auch, dass höhere Lagerbestände nicht nur Kapital binden, sondern auch die Kosten steigen lassen. 46% diversifizierten ihre Beschaffung, 30% verbesserten die Überwachung ihrer Lieferketten. „All dies verursacht Kosten“, betonte Jandura.
Angesichts der hohen Kosten forderte der BGA-Präsident die Bundesregierung zu Steuersenkungen auf. „Die Unternehmen sind heute durch mehrere Faktoren massiv belastet, dazu zählen Energiekosten, Steuern und Abgaben.“ Die ständig wiederkehrenden Diskussionen über eine Gewinnabschöpfung, über höhere Erbschaftsteuern oder Vermögensteuern würden nicht weiterhelfen, sondern sorgten für massive Verunsicherung. Das drücke auf die Stimmung. „Ein Steuersenkungsprogramm wäre für uns ein Wirtschaftswachstumsprogramm“, erklärte Jandura. Um die Folgen von Krieg, Krise und Transformation zu bewältigen, müssten Investitionen und Genehmigungsverfahren beschleunigt werden. Zwar hätten die Ampel-Koalitionäre dies inzwischen auf die politische Agenda gesetzt, aber „es fehlt an Tempo und an Entschlossenheit“.