"Unanständige Gehälter bekämpfen"

Von Gesche Wüpper, Paris Börsen-Zeitung, 21.5.2016 Frankreichs sozialistische Regierung will Ernst machen - schließlich rücken die Präsidentschaftswahlen im Mai 2017 immer näher. Nachdem sie bereits 2012 die Gehälter der Manager von mehrheitlich...

"Unanständige Gehälter bekämpfen"

Von Gesche Wüpper, ParisFrankreichs sozialistische Regierung will Ernst machen – schließlich rücken die Präsidentschaftswahlen im Mai 2017 immer näher. Nachdem sie bereits 2012 die Gehälter der Manager von mehrheitlich staatlich kontrollierten Unternehmen wie EDF und Areva auf 450 000 Euro pro Jahr gedeckelt hat, will sie nun auch die Chefgehälter bei Privatkonzernen begrenzen. Staatssekretär Jean-Marie Le Guen bestätigte, dass die Regierung ein eigenes Gesetz dafür vorbereitet.Dabei hatte Wirtschaftsminister Emmanuel Macron nur einen Tag zuvor erklärt, dass er den Gesetzesweg in diesem Fall für keine gute Methode hält. Das sei Macrons Problem, verteidigt sich Le Guen. Es gebe nur eine Linie innerhalb der Regierung, erklärte Premierminister Manuel Valls kurze Zeit später: “Arbeit und Verdienste wertschätzen, aber auch unanständige Gehälter bekämpfen.”Unanständig, das sind in den Augen der sozialistischen Regierung und vieler Franzosen vor allem die Bezüge von Carlos Ghosn, dem Chef des Autobauers Renault, an dem der Staat mit knapp 20 % beteiligt ist. Der Verwaltungsrat bestätigte sein Gehalt von 7,2 Mill. Euro, obwohl sich die Hauptversammlung Ende April mit 54 % dagegen ausgesprochen hatte. Auch die Verdoppelung der Bezüge von PSA-Chef Carlos Tavares, das Gehalt von Cap-Gemini-Chef Paul Hermelin und Sanofi-Generaldirektor Olivier Brandicourt sorgen für Empörung.Die Vorstandsvorsitzenden der CAC 40-Konzerne haben 2015 im Schnitt 4 % mehr verdient als 2014, obwohl die Ergebnisse der im französischen Leitindex gelisteten Unternehmen in diesem Zeitraum insgesamt um 7 % gesunken sind, wie die Wirtschaftszeitung “Les Echos” ausgerechnet hat. Mit durchschnittlich 2,3 Mill. Euro jährlich wirken die französischen CAC 40-Gehälter im internationalen Vergleich zwar niedrig, allerdings sind dabei die steuerlich begünstigten Gratis-Aktienpakete noch nicht berücksichtigt.Wenn die Managergehälter von Privatunternehmen gesetzlich gedeckelt würden, bestehe die Gefahr, dass Konzerne ihren Firmensitz ins Ausland verlagerten, warnte Total-Chef Patrick Pouyanné. Als die Fluggesellschaft Air France-KLM, an der der Staat beteiligt ist, kürzlich einen neuen Chef suchte, sollen viele Top-Kandidaten wegen des niedrigen Gehalts abgewinkt haben, wird kolportiert. Die Arbeitgeberverbände Afep und Medef verschärften jetzt ihre Regeln, um ein Gesetz noch zu vermeiden. Der Beschluss der Hauptversammlung soll künftig verpflichtend, aber nicht zwingend sein. Stimmen die Aktionäre mehrheitlich gegen ein Managergehalt, muss der Verwaltungsrat einen vernünftigen Gegenvorschlag machen. ——–Frankreichs sozialistische Regierung will Managergehälter bei Privatunternehmen deckeln.——-