Unternehmen in China pessimistisch gestimmt

BIP könnte im ersten Quartal zweistellig kollabieren

Unternehmen in China pessimistisch gestimmt

nh Schanghai – Für China deuten sich im Zuge der Coronavirus-Krise für das erste Quartal die schwächsten jemals verzeichneten Ergebnisse an. Dies geht aus einer China Beige Book (CBB) genannten vierteljährlichen Erhebung des in den USA ansässigen Researchhauses CBB International bei rund 3 300 chinesischen Firmen hervor. Die Autoren der Studie sprechen von einem regelrechten Kollaps der Wirtschaftsaktivität im Februar, nachdem zeitweilig chinaweite Ausgangssperren und Produktionsunterbrechungen wegen des Coronavirus veranlasst wurden.Für das erste Quartal erwarten die CBB-Wirtschaftsforscher einen Rückgang des chinesischen Bruttoinlandsprodukts (BIP) von 10 bis 11 %. Damit werden auch die pessimistischen Investmentbanken-Prognosen zum chinesischen Wachstumsverlauf noch übertroffen. Zuletzt rechneten Goldman Sachs, Morgan Stanley und Nomura mit einen Einbruch des chinesischen BIP im ersten Quartal um 9 %. Keine rasche Erholung in SichtZwar ist es seit Ende Februar zu einer allmählichen Normalisierung der Arbeitssituation in China gekommen, doch zeigt sich, dass die wichtigsten Aktivitätsindikatoren auch in der ersten Märzhälfte noch ganz wesentliche Beeinträchtigungen ausweisen, betont CBB. Während bislang im Idealfall noch mit einer sogenannten V-förmigen Erholungskurve zu rechnen gewesen sei, müsse man nun davon ausgehen, dass die rasche Verbreitung des Virus in Europa und den USA über die außenwirtschaftliche Flanke das chinesische Wachstum längerfristig beeinträchtigen werde. Angesichts der nun anstehenden globalen Wachstumsschwäche dürfte Chinas BIP insbesondere im zweiten Quartal noch deutliche Bremsspuren aufweisen. Entsprechend wird im neuen Beige Book auch davor gewarnt, die erhoffte Zuglokomotive-Funktion Chinas für das globale Wirtschaftsgefüge zu überschätzen. US-Firmen im RückstandZuletzt hat sich Chinas Handelsministerium optimistisch geäußert, dass sich die Beeinträchtigungen von ausländischen Unternehmen in China in engen Grenzen halten lassen. Dabei hieß es, dass zur Märzmitte knapp 60 % der ausländischen Industriebetriebe (außerhalb der vom Coronavirus besonders schwer erfassten Provinz Hubei) die Produktion wieder aufgenommen und dabei durchschnittlich Produktionsraten von über 70 % der Normalkapazität erreicht hätten. Eine am Mittwoch veröffentlichte Umfrage der American Chamber of Commerce in China (AmCham China) bei 120 US-Unternehmen mit Aktivitäten in China gießt jedoch Wasser in den Wein. So geben sich die US-Firmen überwiegend pessimistisch, dass eine rasche Erholung ihrer Geschäfte möglich sein könnte. Weniger als einem Viertel der Befragten soll es bislang gelungen sein, auf ein normales Aktivitätsniveau zurückzukehren. Über die Hälfte betont, dass man für das Gesamtjahr mit signifikanten Umsatzeinbußen zu rechnen habe, wenn es nicht gelinge, bis Ende April eine normale Kapazitätsauslastung zu erreichen. Fast 40 % der Firmen sehen eine gedrückte Nachfrage nach ihren Produkten und Diensten.