Unterschiedliche Wachstumserwartungen

Berichte von Bundesbank und Finanzministerium

Unterschiedliche Wachstumserwartungen

lz Frankfurt – Die Aussichten für die deutsche Wirtschaft haben sich nach Ansicht der Bundesbank deutlich eingetrübt. Die wirtschaftliche Aufwärtsbewegung habe “merklich an Schwung verloren” schreibt sie im neuen Monatsbericht. Grund seien die verstärkten geopolitischen Spannungen. Deshalb dürfte das Bruttoinlandsprodukt (BIP) im zweiten Vierteljahr lediglich das Niveau des Vorquartals gehalten haben. Die Bundesbank-Ökonomen sind damit etwas pessimistischer als von Reuters befragte Ökonomen, die für das zweite Quartal mit einem Wachstum von 0,2 % rechnen. In den Monaten Januar bis März hatte die Wirtschaft um 0,8 % zugelegt – das stärkste Plus seit drei Jahren. Die deutschen Dienstleister dürften zwar weiter zugelegt haben, meinen die Bundesbanker. Insbesondere die Baubranche konnte aber aus ihrer Sicht das “sehr hohe Niveau im Winter” nicht halten. Auch die Industrie habe “einen Gang zurückgeschaltet” u.a. wegen der verstärkten geopolitischen Spannungen.Demgegenüber hält das Bundesfinanzministerium an seinem optimistischen Ausblick fest. “Der konjunkturelle Aufschwung in Deutschland hält an”, heißt es im Monatsbericht des Ministeriums. Die Entwicklung werde “insbesondere von der günstigen Lage auf dem Arbeitsmarkt und damit einhergehenden steigenden Einkommen getragen”. Die Nachfrage nach Arbeitskräften dürfte “angesichts der konjunkturellen Aufwärtsbewegung hoch bleiben”. Aber auch die Ministerialen verweisen auf “Unsicherheiten, die sich aus den geopolitischen Krisenherden in der Ukraine und dem Irak ergeben”. Sie könnten die Unternehmen zur Zurückhaltung bewegen, über spürbar steigende Ölpreise dämpfend auf den privaten Konsum wirken. Ihre gleichwohl optimistische Sichtweise mag auch von den weiterhin sprudelnden Steuereinnahmen beeinflusst sein. Im Juni verbuchte der Fiskus dem Monatsbericht zufolge ein Plus von 6,4 % gegenüber dem Vorjahresmonat (ohne reine Gemeindesteuern) auf 63,5 Mrd. Euro. Das Steueraufkommen des Bundes lag um 7,9 % höher.