US-Arbeitsmarkt im Aufwind

Fed könnte Tempo der Zinssenkungen überdenken

US-Arbeitsmarkt im Aufwind

det Washington – Der fortdauernde Aufschwung am US-Arbeitsmarkt hat im Juni wieder an Tempo gewonnen und sollte nach Ansicht mehrerer Analysten Erwartungen dämpfen, dass die Notenbank Ende dieses Monats den Leitzins senken wird. Wie das US-Arbeitsministerium berichtete, stieg die Zahl der Neueinstellungen vergangenen Monat um 224 000. Erwartet hatten Bankvolkswirte ein Plus von etwa 165 000. Die Arbeitslosenquote stieg von 3,6 auf 3,7 % und entsprach in etwa den Markterwartungen.Der Wert wurde umso positiver aufgenommen, weil die geringe Zahl von Neueinstellungen im Mai, als nur 72 000 neue Jobs geschaffen wurden, die Märkte tief enttäuscht hatte. Gestützt wurde der Aufschwung erneut von Fachdienstleistern, die 51 000 der neuen Arbeitsplätze stellten. Deutliche Zunahmen wurden auch im Gesundheitssektor sowie der Transportwirtschaft gemessen. Im verarbeitenden Gewerbe wurden 17 000 neue Mitarbeiter beschäftigt. Seit Jahresbeginn liegt der Monatsschnitt in der Industrie aber nur bei 8 000.Kaum verändert war die Partizipationsrate, die bei 62,9 % lag. Die durchschnittlichen Stundenlöhne kletterten im Vergleich zu Juni 2018 um 3,1 %. Der Zuwachs liegt zwar knapp unter den Prognosen. Gleichwohl signalisiert der Wert wachsenden Lohndruck und könnte Sorgen einiger Notenbanker darüber besänftigen, dass die am PCE-Preisindex gemessene Teuerungsrate zu weit unter dem Inflationsziel der Fed liegt und mit Zinssenkungen nach oben gedrückt werden muss. Unklarheit über Fed-ReaktionGespalten sind die Meinungen jedenfalls darüber, was der Arbeitsmarktbericht für den künftigen Kurs der US-Geldpolitik bedeuten könnte. Das Fed Watch Tool der Options- und Terminbörse CME Group geht nach wie vor von einer sicheren Zinssenkung um 25 Basispunkte anlässlich der FOMC-Sitzung Ende Juli aus.Zuvor hatte der Indikator sogar der Möglichkeit, dass der Leitzins um 50 Basispunkte heruntergeschraubt wird, gute Chancen eingeräumt. Die Wahrscheinlichkeit, dass es dazu kommt, liegt aber nun bei nur noch etwa 11 %.Die Erwartung einer sicheren Zinssenkung im Juli wird aber keineswegs von allen Experten geteilt. “Man sollte glauben, dass der Arbeitsmarktbericht Erwartungen hohnsprechen müsste, dass die Fed diesen Monat den Leitzins um 50 oder auch nur 25 Basispunkte senken wird”, meint Andrew Hunter, Ökonom bei Capital Economics. Das Stellenwachstum liege “deutlich über jenem Niveau, welches die Notenbank in der Vergangenheit zu Zinssenkungen animierte”, so Hunter. Folglich sei eher damit zu rechnen, dass das FOMC erst im September die Zügel lockern wird.Ähnlich schätzt Gus Faucher, Chefvolkswirt bei PNC Financial Services, die Lage ein. “Jegliche Rezessionsängste sind übertrieben”, sagt Faucher. “Es gibt keinerlei Anzeichen für Probleme, weder am Arbeitsmarkt noch aus gesamtwirtschaftlicher Sicht.” Vorsichtiger ist Daniel Zhao, Ökonom beim Arbeitsvermittlungsunternehmen Glassdoor. Er spricht einerseits von “relativ gesundem Stellenwachstum”. Gleichwohl liege das Tempo unter dem vom Vorjahr und könne “ein bedeutendes Signal einer Verlangsamung am Arbeitsmarkt sein”. – Im Blickfeld Seite 6