US-Arbeitsmarkt kommt nicht in Gang
det Washington – Mehr als sechs Monate nach dem Ausbruch der Coronavirus-Pandemie steckt der US-Arbeitsmarkt weiter in der Krise. Wie auch in den vorangegangenen Wochen fiel die Zahl der Erstanträge auf Arbeitslosengeld höher aus als erwartet. Unter Ökonomen verfliegt langsam jener verhaltene Optimismus, mit dem man noch vor relativ kurzer Zeit die künftigen Chancen auf eine Erholung eingeschätzt hatte. Wie das Bureau of Labor Statistics (BLS) des Arbeitsministeriums berichtete, stiegen die Erstanträge vergangene Woche um 4 000 auf 870 000. Erwartet hatten befragte Bankvolkswirte einen Rückgang auf etwa 850 000.Zwar gaben sowohl der Vierwochenschnitt, der den mittelfristigen Trend akkurater widerspiegelt, als auch die fortdauernden Anträge nach. Die Zahl der Anträge, die Personen im erwerbsfähigen Alter schon seit längerer Zeit jede Woche neu stellen, verharrt mit 12,58 Millionen aber weiterhin auf außerordentlich hohem Niveau und bestätigt viele Experten in der Erwartung, dass bis zu 10 Millionen Jobs permanent verloren sein könnten.Indes wiederholte US-Notenbankchef Jerome Powell seine Forderung nach einer raschen Verabschiedung eines neuen Konjunkturpakets. “Wir haben noch einen langen Weg vor uns”, sagte der Fed-Vorsitzende vor einem Unterausschuss des Repräsentantenhauses, der für die Bekämpfung der Pandemie und deren wirtschaftliche Folgen zuständig ist.Powell betonte, dass “die Wirtschaft sich schneller erholen wird, wenn Hilfe sowohl vom Kongress als auch der Fed kommt”. Auch sagte der oberste Währungshüter, dass die Fed am Main Street Lending Program, dem Kreditprogramm für Klein- und Mittelbetriebe, die unter den Folgen der Coronakrise leiden, keine Änderungen vornehmen wird. Grund sei unter anderem die bisher geringe Nachfrage, betonte der Notenbankvorsitzende. Streit über neue HilfenDie Regierung und das Weiße Haus konnten sich bisher jedenfalls auf kein neues Konjunkturgesetz verständigen. Gestritten wird unter anderem über die Höhe jenes Arbeitslosengelds, mit dem der Bund die Leistungen der einzelnen Staaten ergänzt. Diese Zuschüsse im Wert von 600 Dollar pro Woche waren Teil des Konjunkturpakets vom März und liefen Ende Juli aus. “Der fehlende Zuschuss ist einer der Gründe, warum so viele Erwerbslose wieder einen Anreiz haben, um sich nach einem neuen Job umzusehen”, meint etwa Peter Boockvar, Chief Investment Officer beim Finanzberatungsunternehmen Bleakley Advisory Group.Während sich die Erholung am Arbeitsmarkt schleppend gestaltet, lieferte das Handelsministerium weitere Signale für einen erstaunlich robusten Aufschwung am Immobilienmarkt. Nach Angaben von dessen Census Bureau schossen die Verkäufe neuer Eigenheime im August saisonbereinigt um 4,8 % auf annualisierte 1,01 Millionen Einheiten hoch. Ökonomen hatten einen Wert um 875 000 erwartet.Verglichen mit August 2019 legten die Verkäufe sogar um 43,2 % zu. Zuvor hatte die Maklervereinigung bei bestehenden Eigenheimen die höchsten Verkaufszahlen seit 2006 gemeldet. Als Gründe für den Aufschwung werden insbesondere höhere Einkommen und die niedrigen Zinsen genannt.