US-Arbeitsmarkt recht robust

Handelsdefizit steigt derweil unerwartet an

US-Arbeitsmarkt recht robust

det Washington – Während der US-Arbeitsmarkt weiter an Fahrt gewinnt, könnte der unerwartet deutliche Anstieg des Handelsdefizits die Konflikte zwischen den USA und einigen Wirtschaftspartnern anheizen. Wie das Arbeitsministerium berichtete, fiel die Arbeitslosenquote im Juli um 0,1 Prozentpunkte auf 3,9 %. Das Handelsministerium meldete allerdings einen Anstieg des Fehlbetrags im Handel mit Waren und Dienstleistungen um 7,3 %. Das Defizit erreichte damit den höchsten Stand seit eineinhalb Jahren.Im Juli entstanden in der US-Wirtschaft ohne Berücksichtigung des Agrarsektors 157 000 neue Arbeitsplätze. Erwartet hatten Ökonomen ein Plus von 190 000. Dank der robusten Auftragslage bei langlebigen Gütern kam es im verarbeitenden Gewerbe zu 37 000 Neueinstellungen. Positive Beiträge leisteten unter anderem auch der Gesundheitssektor, das Gastgewerbe und die Bauwirtschaft. Die Löhne stiegen gegenüber dem Vergleichsmonat des Vorjahres erwartungsgemäß um 2,7 % und liefern einen weiteren Hinweis dafür, dass Engpässe am Arbeitsmarkt langsam auf die Lohnentwicklung durchschlagen. “2,6-2,8 Millionen neue Jobs”Obwohl die Neueinstellungen leicht enttäuschten, weist Ryan Detrick, Stratege beim Investmentunternehmen LPL Financial darauf hin, dass “die Werte für die beiden vorangegangenen Monate deutlich über den ursprünglichen Schätzungen liegen, und Juni sowie Mai wiesen damit die höchsten Steigerungsraten seit 2016 auf”. Larry Kudlow, Vorsitzender von US-Präsident Donald Trumps National Economic Council (NEC), sagte nach der Veröffentlichung des Berichts voraus, dass “wir dieses Jahr zwischen 2,6 und 2,8 Millionen neue Jobs schaffen werden”. Gedämpft wurden die positiven Nachrichten vom Arbeitsmarkt von der unerwartet starken Zunahme des Handelsdefizits. Ausfuhren gaben im Juni um 0,7 % nach, während Importe um 0,6 % anzogen. Erwartet hatten Experten einen kaum veränderten Fehlbetrag von etwa 43,2 Mrd. Dollar. Während der Saldo im Warenhandel deutlich negativer ausfiel als zuvor, ging der Überschuss, den US-Dienstleister in der Regel aufweisen, leicht zurück.Politische Beobachter gehen davon aus, dass sich die Regierung bei der Ausrichtung ihrer Handelspolitik an dem längerfristigen pessimistischen Trend orientieren wird. So kletterte das Defizit während des ersten Halbjahres gegenüber der Vergleichsperiode 2017 um 7,2 %. In einer Schräglage befindet sich die US-Ausfuhrwirtschaft unter anderem gegenüber China, Europa, Japan sowie den Nafta-Partnern Mexiko und Kanada. Das Defizit gegenüber der EU zog um 0,9 Mrd. Dollar an und erreichte 12,8 Mrd. Dollar. Gespräche mit EU positivGleichwohl betonte Kudlow in einem Interview, dass die bilateralen Handelsgespräche mit der EU Fortschritte machen. “Wir kommen klar voran”, betonte der NEC-Direktor. Innerhalb von etwa 30 Tagen sei mit einer Reihe von Ankündigungen zu rechnen, bei denen steigende Investitionen und Marktöffnung im Mittelpunkt stehen werden. Dass sich die Stimmung bei Dienstleistungsunternehmen im Juli ein wenig eingetrübt hat, bestätigen die beiden führenden Sammelindizes. Der Einkaufsmanagerindex (PMI) des Forschungsinstituts Markit für Dienstleister sank um 0,5 Zähler auf 56,0 Punkte. Betont wurde dennoch die robuste Zunahme der Geschäftstätigkeit. Auch legten die Neuaufträge – wenn auch mit geringerem Tempo als zuvor –zu. Der Index des Institute for Supply Management (ISM) sank um 3,4 Prozentpunkte auf 55,7 %, deutet aber nun seit 102 Wochen in Folge auf Expansion hin.