US-Arbeitsmarkt weiter im Aufwind

Beschäftigungsaufbau stärker als prognostiziert - Löhne steigen überraschend kräftig

US-Arbeitsmarkt weiter im Aufwind

det Washington – Der fortgesetzte Aufschwung am US-Arbeitsmarkt und der überraschend starke Anstieg der Löhne dürften eine Zinserhöhung in der letzten Septemberwoche so gut wie besiegelt haben. Mittlerweile gehen Analysten davon aus, dass die Notenbank sich sogar gezwungen sehen könnte, im kommenden Jahr häufiger als geplant an der Zinsschraube zu drehen.Nach Angaben des Arbeitsministeriums wurden im August ohne Berücksichtigung des Agrarsektors 201 000 neue Stellen geschaffen. Ausgegangen waren befragte Bankvolkswirte von einem Wert knapp über 190 000. Die in den beiden vorangegangenen Monaten entstandenen Jobs korrigierte das Ministerium allerdings um 50 000 nach unten. Fachdienstleister, das Gesundheitswesen, die Bauwirtschaft und der Großhandel führten im August das Stellenwachstum an. Für das verarbeitende Gewerbe meldete das Ministerium einen leichten Rückgang der Neueinstellungen.Die Arbeitslosenquote verharrte bei 3,9 %, die Partizipationsrate bei 62,7 %. Die Langzeitarbeitslosen machen nach wie vor etwas mehr als ein Fünftel aller Beschäftigungslosen aus. Die Fed, deren Offenmarktausschuss (FOMC) am 25. und 26. September tagen wird, hat vor allem die Lohnentwicklung im Blick. Die saisonbereinigten Stundenlöhne kletterten gegenüber Juli um 0,4 % und im Jahresvergleich um 2,9 %. Dies ist der stärkste Zuwachs seit April 2009.”Wenn die Löhne weiter steigen, dann könnte dies den Weg pflastern für zusätzliche Zinserhöhungen”, glaubt Quincy Krosby, Chefstrategin bei Prudential Financial. Laut Krosby könnte höchstens eine weitere Eskalation der Handelskonflikte das Wachstum drücken und die Fed dazu bringen, von ihrem Kurs abzuweichen. Ähnlich schätzt Mark Zandi, Chefökonom bei Moody’s Analytics, die Lage ein. “Arbeitgeber tun sich schwer, offene Stellen zu besetzen, und haben keine Wahl, als die Löhne zu erhöhen”, ist Zandi überzeugt. “Mit Blick auf die künftige Entwicklung deutet alles auf kräftige Lohnerhöhungen hin.”Dass die Notenbank sich tatsächlich anschicken könnte, häufiger an der Zinsschraube zu drehen, bestätigen auch Äußerungen von Eric Rosengren, Präsident der Federal Reserve Bank of Boston. “Wenn es mit der Wirtschaft weiter bergauf geht, und davon gehe ich aus, dann werden wir auf Dauer etwas restriktiver werden müssen”, sagte Rosengren in einem Interview mit dem Fernsehsender CNBC. Der Chef der Boston Fed, eines der fünf FOMC-Mitglieder, deren Mitgliedschaft jährlich rotiert, sieht den neutralen Zinssatz zwischen 2,5 und 3,0 %. “Der Satz liegt vermutlich am höheren Ende dieser Spanne, folglich haben wir noch einen ordentlichen Weg vor uns”, betonte Rosengren.Lawrence Kudlow, Direktor von US-Präsident Donald Trumps National Economic Council (NEC), sieht in der Entwicklung am Arbeitsmarkt weitere Signale für den andauernden Aufschwung der US-Wirtschaft. “Der Konjunkturboom geht weiter”, kommentierte Kudlow den Bericht und kann sich zudem vorstellen, dass eine Wachstumsrate von 4 % auf Dauer Bestand haben kann.