US-Arbeitsmarkt weiter in starker Verfassung

Coronavirus könnte den Aufschwung bremsen

US-Arbeitsmarkt weiter in starker Verfassung

det Washington – Der amerikanische Arbeitsmarkt präsentiert sich ungeachtet wachsender Sorgen um die gesamtwirtschaftlichen Auswirkungen des Coronavirus weiterhin in ausgesprochen starker Verfassung. Im Februar entstanden außerhalb der Landwirtschaft 273 000 neue Stellen. Erwartet hatten befragte Bankvolkswirte ein Plus von etwa 175 000. Auch wurden die Zahlen für die beiden vorangegangenen Monate kräftig nach oben revidiert, berichtete das Arbeitsministerium. Experten warnen allerdings davor, dass sich der seit über zehn Jahren andauernde Aufschwung nun dem Ende zuneigen könnte.Die Erwerbslosenquote gab um 0,1 Prozentpunkte auf 3,5 % nach. Damit hat die Arbeitslosenquote seit sechs Monaten die Marke von 3,6 % nicht mehr überschritten. Wie erwartet konzentrierte sich das Stellenwachstum erneut auf den Dienstleistungssektor, wo die meisten Branchen für angenehme Überraschungen sorgten. Im Gesundheitswesen und auf dem Gebiet der Sozialhilfe entstanden 57 000 neue Jobs. Mehr Stellen als erwartet steuerten auch das Gastgewerbe, der öffentliche Dienst, die Bauwirtschaft und Fachdienstleister bei. In der Industrie sowie dem Einzel- und Großhandel waren die Zahlen hingegen kaum verändert. Industrie bleibt anfälligÖkonomen sehen vor allem in der andauernden Schwäche im verarbeitenden Gewerbe und im Bergbau Zeichen dafür, dass diese Branchen nach wie vor sehr krisenanfällig sind. Gleichwohl heben Experten positiv hervor, dass die Zahl der neu geschaffenen Arbeitsplätze für Januar und Dezember zusammen um stattliche 85 000 nach oben angepasst wurde. Während der letzten drei Monate liegt damit das durchschnittliche Stellenwachstum bei 243 000.Solide fielen auch die Lohnsteigerungen aus und könnten auf tendenziell höhere Inflation hindeuten. Gegenüber Januar zogen die durchschnittlichen Stundenlöhne um 0,3 % und im Vorjahresvergleich um 3,0 % an. Zuversichtlich stimmt zudem die relativ hohe Partizipationsrate. Dasselbe gilt für die Tatsache, dass die Zahl der Langzeitarbeitslosen weniger als ein Fünftel aller Erwerbslosen ausmacht.Gleichwohl warnen Experten vor übertriebenem Optimismus und vertreten die Ansicht, dass der Aufschwung sich bald dem Ende nähern könnte. “Es könnte sich im Februar um den letzten geradezu perfekten Arbeitsmarktbericht handeln, den wir in absehbarer Zukunft erwarten dürfen”, sagt Chris Rupkey,Volkswirt bei der MUFG Union Bank. Vorsichtig schätzt auch Nick Bunker, Leiter der Forschungsabteilung beim Online-Arbeitsvermittlungsunternehmen Indeed, die Lage ein.Wie auch andere meint er, dass es sich um die “Ruhe vor dem Sturm” handeln könnte, da es derzeit noch unmöglich sei, die Folgen des Coronavirus für den Arbeitsmarkt zu quantifizieren. Die kommenden Monate würden jedenfalls zeigen, “wie resistent dieser Arbeitsmarkt tatsächlich ist”. Besonders hart könnte die Epidemie das Gastgewerbe treffen. Dort kam es im Februar zu 53 000 Neueinstellungen, ein Wert, der sich nach Expertenschätzungen kaum halten können wird. Weitere Zinssenkung erwartetIn Mitleidenschaft könnte neben dem Gast- und Hotelgewerbe aber auch die Industrie gezogen werden. Zwar wurden im Februar im verarbeitenden Gewerbe 15 000 neue Arbeitsplätze geschaffen. Kumulativ lag die Zahl aber während der vergangenen drei Monate bei minus 7 000. Auch ist die Industrieproduktion selbst ohne Berücksichtigung des Coronavirus in vier der letzten fünf Monate geschrumpft. Sowohl die Produktion als auch die Neueinstellungen könnten nach Ansicht von Ökonomen während der kommenden Monate weiter nachgeben.Besondere Aufmerksamkeit wird vor diesem Hintergrund der weiteren Vorgehensweise seitens der US-Notenbank Fed gelten, die als Reaktion auf die Epidemie außerplanmäßig den Leitzins um 50 Basispunkte gesenkt hat. Trotz der Lohnsteigerungen liegt der PCE-Index der Fed, das bevorzugte Inflationsmaß der Währungshüter, weiterhin unterhalb des Inflationsziels von 2 %. Folglich gehen Beobachter davon aus, dass bei der übernächste Woche stattfindenden Sitzung des Offenmarktausschusses die Fed den Geldhahn noch weiter aufdrehen dürfte.